Kreuzfahrt im Nordatlantik: Inselhopping von Nord nach Süd

In Teil eins meiner kleinen Kreuzfahrtserie ging es um den Island-Teil meiner Kreuzfahrt-Recherche im vergangenen Sommer. Von hier ging es weiter nach Süden ganz in den Norden der irischen Insel – mit Stopps auf den Faröer-Inseln, den Shetlands und den Hebriden.

PRESSEREISE Als sich im vergangenen Jahr die Möglichkeit für mich ergab, für eine Reportage eine Kreuzfahrt zu begleiten, lag ein Teil meiner Entscheidung für die Geschichte ganz gezielt an der Route. Denn während größere Schiffe zwar regelmäßig ebenfalls einige Häfen in Island sowie rund um Großbritannien und Irland anlaufen, sucht man nach Stopps auf den Faröer- oder Shetland-Inseln auf Kreuzfahrt-Routen doch schonmal länger. Als sich also aus Zufall genau diese Möglichkeit auf einem kleinen Schiff mit unter 1200 Passagier:innen ergeben hat, wollte ich sie auch unbedingt nutzen. Zumal die Reise in Island startete, einem Land das bis dato recht weit oben auf meiner Liste an Wunschreiseziele stand, und mit gut einer Woche in Irland und Großbritannien und damit meinen beiden Lieblingsdestinationen in Europa endete.

Nebenbei hatte ich nach zum damaligen Zeitpunkt zwei eher kurzen Kreuzfahrterfahrungen, die mich beide für wenige Tage einmal über den Ärmelkanal und zurück geführt hatten, auch erstmals die Möglichkeit, für längere Zeit auf einem Schiff unterwegs zu sein. Denn so sehr ich die Kritik an Umwelt- und Nachhaltigkeitsproblemen, die mit der Branche verbunden sind, auch nachvollziehen kann, hatte ich die Art zu Reisen auch als extrem angenehm empfunden. Darum hatte ich schon eine Weile den Plan, eine Kreuzfahrt auch mal für längere Zeit zu testen, unterwegs mit anderen Reisenden und Crewmitgliedern ins Gespräch zu kommen und ausgiebig für mich selbst festzustellen, wie ich mit dem Kreuzfahrtthema in meiner Themenplanung weiter umgehen möchte.

Vor den Klippen der Shetland-Inseln liegt die Oceania Marina vor Anker und wartet, bis ihre Passagiere vom Landausflug zurückkommen. Foto: Sandra

Kreuzfahrt im Nordatlantik: Die Vorteile eines kleinen Schiffs

Der Name dieses charmanten schwimmenden Zuhauses auf Zeit: Oceania Marina, ein 2010 in Betrieb genommenes Kreuzfahrtschiff mit einer Hand voll Restaurants, die im Gegensatz zu vielen anderen Reedereien alle im Reisepreis inbegriffen sind, mehreren Bars, grandiosem Room Service und winzigem Golfplatz an Deck. Etwas über 1150 der maximal 1250 Passagiere sind während meiner Reise an Bord, die meisten von ihnen aus den USA, Kanada und Australien. Bordsprache: Englisch.

Die Stimmung ist familiär, zumal etliche der Reisenden bereits schon vorm Start meiner Kreuzfahrt in Reykjavik an Bord gekommen sind und mehrere Reisen zu einem über 50 Tage langen Aufenthalt verbunden haben. Stimmungsbild im Allgemeinen: Man gönnt sich ja sonst nichts – und ja, im Vergleich zu ähnlich langen Reisen auf größeren Schiffen, spart man auf Reisen mit Schiffen wie der Marina auch schonmal etwas länger. Auf dem Schiffsprogramm stehen Auftritte eines Pianisten, Kochkurse, Wissenschaftsvorträge, Musical-Konzerte und allabendliche Quizrunden, bei denen man mit anderen Passagierinnen und Passagiere ins Gespräch kommen kann.

Allein auf Kreuzfahrt-Reise: Beim Abendessen mit anderen Alleinreisenden ins Gespräch kommen

Ein weiteres Angebot, von dem ich bereits weiß, als ich meine Recherchezeit vorbereite: Es gibt regelmäßige Zusammenkünfte für Alleinreisende, so genannte Solo Travellers, an Bord, die mich im Vorfeld allerdings einigermaßen skeptisch stimmen. Grundsätzlich spricht Oceania im Vergleich zu den großen Reedereien eher älteres, wohlhabendes Publikum an, was mich 2023 mit 36 zu einer der jüngeren Passagierinnen an Bord macht, sodass ich mich im Vorfeld frage, ob diese Abende tatsächlich etwas für mich wären und aus eigenem Antrieb wohl niemals hingegangen wäre.

Zum Glück treffe ich bei meinem ersten Trivia-Besuch jedoch eine nette Mitreisende aus der Nähe von Toronto, die mich überzeugt, sie einen Abend zu dem gemeinsamen Cocktail-Event und dem darauffolgenden Essen zu begleiten, was dazu führt, dass ich bis zum Ende der Zeit an Bord drei wunderbare Abende mit den Solo Travellers verbringe. Dabei sind auch immer wieder Besatzungsmitglieder wie Koch-Instruktorin Stephanie Hersh, die von Anekdoten aus ihrer Zeit unter Vertrag bei TV-Ikone Julia Child berichtet, oder Bord-Pianist Chris Hamilton, der als Gast-Künstler für unseren Reise-Abschnitt an Bord ist und an einem der nächsten Häfen auf ein anderes Ocenia-Schiff umziehen soll.

Die Rettungsboote der Oceania Marina sind an einigen der kleineren Häfen als Tenderboote im Einsatz und bringen Passagiere an Land und wieder zurück. Foto: Sandra

Kreuzfahrt-Route im Nordatlantik: Diese Inseln liegen zwischen Island, Irland und Großbritannien

Ein weiterer Vorteil des kleinen Schiffs ist ohne Frage auch die Tatsache, dass oftmals eher ungewöhnliche Häfen angefahren werden – im Fall der Marina auch einige zum ersten Mal überhaupt während unserer Reise. Zwischen Island, Großbritannien und Irland bedeutet das, als wir mit Seydisfjördur den letzten isländischen Hafen verlassen, dass wir nun Kurs setzen auf einige echte Exoten unter den europäischen Kreuzfahrtdestinationen. Es geht auf die zu Dänemark zählenden Faröer-Inseln sowie Richtung Shetland-Inseln und Hebriden, die beide zu Schottland gehören.

Dass bei kleinen Schiffen häufig eher kleinere Häfen auf dem Programm stehen, bringt die Besonderheit mit sich, dass es sich bei einigen der Stopps um Tender-Häfen handelt, bei denen Rettungsboote im Dauereinsatz sind, um Passagierinnen und Passagiere vom Schiff zum Anleger zu transportieren, während das Schiff mit einigem Abstand zur Küste vor Anker liegt. Auch beim Planen möglicher Landausflüge spielen kleine Häfen mitunter eine Rolle, da es sich ausgerechnet hier besonders anbieten kann, einen Landausflug einzuplanen, wenn die Highlights der Destination weit vom Hafengebiet entfernt liegen.

Ideal für eine kurze Schlechtwetter-Wanderung: die Heide- und Seenlandschaft Toftavatn südlich von Runavík. Foto: Sandra

Planänderung bei der Ausflugsplanung: Was tun wenn kein Landausflug verfügbar ist

Das war auch bei unserem ersten Stopp nach Island mein Ursprungsplan, seit ich mir bei meiner Recherche die ersten Bilder der Faröer-Inseln angesehen und festgestellt hatte, dass die landschaftlichen Wow-Orte einigermaßen weit von unserem geplanten Stopp in Runavík auf der Faröer-Insel Esturoy entfernt waren. Auf dem Plan standen hier etwa ein Ausflug in die Insel-Hauptstadt Torshavn, eine Bootstour an den Vestmanna-Seeklippen, die Fahrt durch den Unterwassertunnel auf die Insel Vagar oder eine Wanderung durch die Bergwelten der Insel Esturoy. Doch gerade weil die Faröer-Inseln so ein seltenes Kreuzfahrtziel sind und ich als Journalistin an Bord bei der Ausflugsplanung natürlich regulären Gästen den Vortritt lassen musste, hatte ich an diesem Tag kein Glück und scheiterte bei allen möglichen Ausflügen an der maximalen Teilnehmerzahl. Was einerseits natürlich schade war, auf der anderen Seite aber auch mein Glück.

Kreuzfahrt im Nordatlantik: Schlechtwetterspaziergang auf den Faröer-Inseln

Denn tatsächlich fiel das Wetter am Tag unseres Faröer-Stopps besonders trüb und schlecht aus, was vielen unserer Gruppen, ihre Ausflüge ohnehin ein wenig verhagelte. Der Tag war kalt und neblig – und damit der ideale Ausgangspunkt dafür, auf eigene Faust ein paar Stunden auf Erkundungstour zu gehen und dann ein wenig auf meiner Kabine den Laptop auszupacken und mich neben meiner Recherchearbeit auch ein wenig um liegengebliebene Mails und einige mitgenommene Aufgaben zu kümmern. Und ein weiteres Mal machte es sich bezahlt, bei der spontanen Tagesplanung einfach nur einen genauen Blick auf die Umgebung in Google Maps zu werfen. Die App spuckte nämlich am südlichen Rand des Fischerorts den Landschaftspark Toftavatn mit seinen großen Seen und einigen grünmarkierten Fußwegen aus, und da ich von Berufswegen aus neugierig bin, nahm ich mir vor, genau hier auf Entdeckungstour zu gehen und das möglichst Beste aus dem Tag zu machen.

Und tatsächlich hätte ich mir gerade an diesem Tag kaum einen besseren Ausflug aussuchen können, um einen ersten Eindruck der nebelverhangenen Landschaften der Faröer-Inseln zu bekommen. Beim Spaziergang durch die Heidelandschaft am See, zwischen Schafen und Vögeln, vorbei an etlichen Kunstwerken und über eine schmale ganz von Wasser umgebene Landbrücke sind auch bei einem Budget von 0 Euro am Ausflugstag auf den Faröer-Inseln tolle Reiseerinnerungen entstanden, die mich zum Thema Kreuzfahrtplanung vor allem eines gelehrt haben: Cool bleiben, denn tolle Erlebnisse warten am Ende überall.

Auf den Shetland-Inseln eignet sich die Inselhauptstadt Lerwick ideal für einen Spaziergang auf eigene Faust. Foto: Sandra

Kreuzfahrt-Stopp auf den Shetland-Inseln: Die Hauptstadt Lerwick auf eigene Faust erkunden

Ein Ort, bei dem ich mit diesem Denken von vorn herein ohne Ausflüge kalkuliert hatte, waren die schottischen Shetland-Inseln, auf denen als unser Port of Call die Inselhauptstadt Lerwick auf dem Plan stand, die nicht nur über einen lebendigen Ortskern mit vielen hübschen Läden für Souvenirs und Produkte der Insel verfügt, sondern auch über einige Möglichkeiten in Laufnähe tolle Landschaften zu sehen. Und tatsächlich hatte ich an diesem Tag sogar die Gesellschaft einer Mitreisenden, mit der das Erkunden des Inselstädtchens gleich noch ein bisschen mehr Spaß gemacht hat. Wir starteten also mit einem Bummel durch die Stadt, und sogen dabei die pittoresken Kontraste zwischen steinalten grauen Mauern und knallroten Telefonzellen und Postkästen auf, die unsere Rückkehr nach Großbritannien gleich auf den ersten Blick sichtbar machten. Und generell genoss ich dabei vor allem die Tatsache, dass ich es an diesem Tag zum ersten Mal überhaupt nach Schottland geschafft hatte.

Nach einer kleinen Stärkung in Form von Keksen in einem der Teehäuser der Stadt schlugen wir den Weg zur Küste ein, um auch landschaftlich einen besseren Eindruck von Lerwick zu bekommen. Dafür folgten wir einem Weg, der vom Hafen Richtung Süden raus aus der Stadt führte und einmal rund um um die Landzunge zum Aussichtspunkt The Knab. Unterwegs kamen wir am beeindruckend gelegenen Friedhof von Lerwick sowie an einem Golfplatz vorbei. Zurück Richtung Stadt passiert man auf dem wenige Kilometer langen Spazierweg auch noch einen See. Als Schlechtwetter-Alternative lässt sich in Lerwick auch der Besuch des Shetland Museum sowie der Festungsanlage Fort Charlotte gut einplanen.

Bedeutend ruhiger als Stonehenge: Die Callanish Stones auf den Hebriden sind ein guter Grund auf der Inselgruppe vor Schottland einen Ausflug zu buchen. Foto: Sandra

Kreuzfahrt im Nordatlantik: Bus-Rundfahrt über die Hebriden-Insel Lewis and Harris

Nach zwei entspannten Tagen auf eigene Faust stand beim Stopp auf den ebenfalls zu Schottland gehörenden Hebriden mein letzter offizieller Bordausflug auf dem Programm. Und der führte die Gruppe, mit der ich gemeinsam per Tenderboot zum Busparkplatz an Land schipperte zu einem ganz besonders sagenumwobenen Ort. Was viele, die Schottlands Inseln nicht so auf dem Schirm haben, nämlich über die Hebriden nicht wissen, ist dass eine der Hauptattraktionen auf Lewis and Harris einem weltberühmten südenglischen Klassiker echte Konkurrenz macht. Die Callinish Stones bilden immerhin die größte – wenn auch nicht bekannteste – Megalith-Steinformation der gesamten Britischen Inseln und machen in meinen Augen Stonehenge echte Konkurrenz. Auf der Busfahrt von und nach Stornoway, wo die Marina an diesem Tag vor Anker lag, sieht man außerdem viel von den typischen Farmhäuschen der Insel und passiert gigantische Torflandschaften.

Zurück in Stornoway gönnte ich mir endlich einmal ein schönes Mittagessen an Land und ließ mir in einem Imbiss Fish & Chips schmecken, bevor ich zum Souvernir-Shopping noch ein wenig durch die hübschen Läden der Ortschaft zog. Besonders typisch als Mitbringsel sind hier natürlich die nach der Hebriden-Insel benannten Kleidungsstücke aus Harris-Tweed. Ebenfalls lohnenswert für einen Abstecher in Stornoway ist Lews Castle. Das Herrenhaus, das von der bewegten Geschichte der Insel erzählt, liegt direkt vor der Bucht und beherbergt ein Museum.

Von Killybegs zum Assaranca-Wasserfall in der irischen Grafschaft Donegal ist eine private Führung unverzichtbar. Foto: Sandra

Inselhopping Richtung Irland und Großbritannien: Kreuzfahrt-Stopp in Donegal

Eine Sache, die ich im Gespräch mit den anderen Passagieren auf der Oceania Marina schnell herausgefunden habe: Trotz des ziemlich breit gefächerten Angebots an Bordausflügen, ist es gar nicht mal so unüblich, dass sich Kreuzfahrtgäste auch hin und wieder einen privaten Reiseführer gönnen – vor allem wenn sie mit Freundinnen und Freunden reisen und die Kosten unter vier Personen geteilt sogar deutlich günstiger sind als die Ausflugskosten der Reederei. Und dass diese Art von Ausflügen extrem praktisch ist, davon konnte ich mich in der im Norden von Irland gelegenen Region Donegal auch direkt selbst überzeugen.

Die Tatsache, dass ich organisiert vom irischen Fremdenverkehrsamt mit Bernard einen eigenen Guide hatte, der mit mir nicht nur zu den beeindruckenden (und im Vergleich zu den Cliffs of Moher unfassbar unterschätzten) Slieve League Klippen, sondern auch zum Glencombcille Folk Village, dem malerischen Assaranca-Wasserfall, Donegal Castle, mehreren Stränden und den bei Kletterern beliebten Klippen am Muckross Head fuhr und damit in wenigen Stunden einige Highlights des legendären Wild Atlantic Way abklapperte, hatte bei unserem Stopp im Fischerstädtchen Killybegs durchaus seine Vorteile. Denn ganz klar: So praktisch eine Kreuzfahrt mit ihren eintägigen Stopps auch sein mag, zum Gefühl an einem Ort so wirklich gewesen zu sein, gehören oftmals dann eben doch mehr als die wenigen Stunden, die einem zur Verfügung stehen. Die Frage ist nur, ob man das als Nachteil sieht, oder doch eher als Chance…

Im dritten und letzten Teil dieser Serie bleiben wir bei Irland und Großbritannien und springen zwischen beiden Inseln mehrfach hin und her über die Irish See. Dass auch dabei Dinge schiefgelaufen sind und warum das im Rückblick mein Glück war, lest ihr hier in einigen Wochen.

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