Als ich im Februar die Möglichkeit bekam, für eine Recherche in Las Vegas erstmals in die USA zu reisen, war ich skeptisch, ob ausgerechnet die Stadt in Nevada sich für einen ersten Eindruck des Landes eignet – und wurde bei einem vielseitigen Städtetrip eines Besseren belehrt.
PRESSEREISE Voreingenommen. Wenn es ein Wort gibt, um meine erste USA-Reise zu beschreiben, dann wird es wohl dieses eine Adjektiv sein, das meine Stimmung vor der Abreise am ehesten beschreibt. Nicht ängstlich. Noch nicht mal nervös. Voreingenommen. Denn Las Vegas ist gerade die Stadt in den Vereinigten Staaten, die so eine präsente Rolle in wirklich jeder Nische der Popkultur spielt, dass man gerade als Person aus Europa das Gefühl bekommen kann, sie zu kennen, bevor man je da war.
“What happens in Vegas, stays in Vegas”, heißt es immer wieder in Film- und Serienszenen, in denen bunte Lichter flackern und laute Spielautomatengeräusche durch den Hintergrund dröhnen. Bing-bing-bing-bing, Jackpot – und irgendwo verspielt jemand gerade sein ganzes Vermögen. Vielleicht hat die Stadt im US-Staat Nevada, die heute knapp über 650.000 Einwohnerinnen und Einwohner zählt, das Image vom “mehr Schein als Sein” nicht nur großflächig geprägt, sondern auch irgendwie erfunden. Und genau bei solchen Gedanken setzten meine Erwartungen ein, als ich mir die Worte meiner Instagram-Freundin Kelly, die ebenfalls als Reisejournalistin in den USA arbeitet, nochmal durch den Kopf gehen ließ. “Be prepared to hate it.”
Städtetrip nach Las Vegas: Erster Eindruck vs. Vorurteile
Genau darauf war ich also eingestellt, als ich an einem Sonntag im Februar 2024 am Frankfurter Flughafen in den Flieger über Denver nach Las Vegas stieg und auf die erste USA-Reise meines Lebens aufbrach. Mein großer Lichtblick: Dass neben der Stadt auch immer wieder kleine Ausbrüche in die Natur ringsum geplant waren und ich immerhin die Mojave-Wüste und den Colorado River zu sehen bekommen würde, falls die Stadt alle Erwartungen erfüllte. Wow-Momente in Nevada, kurz vor der Grenze zum Nachbarstaat Arizona, für die mir die Recherche in Las Vegas die Möglichkeit bot. Und wer mich nur ein bisschen kennt, ahnt, dass ich diese Voreingenommenheit nur deshalb gerade so dramaturgisch aufblase, weil sie mir in spätestens drei Absätzen um die Ohren fliegen wird.
Unser Einstieg in die Stadt begann klassisch. Vom Flughafen ging es also mit dem überraschend bezahlbaren Taxi (20 Dollar Festpreis) für mich und eine Mitreisende direkt auf den Strip – wie die Prachtmeile Las Vegas Boulevard, auf der sich ein namhaftes Casino-Resort ans nächste reiht, im Volksmund genannt wird. Schon während der abendlichen Landung unseres Anschlussflugs aus Denver hatten wir den Teil der Stadt, der für viele der Las Vegas-Klischees verantwortlich ist, glitzern und blinken und leuchten gesehen, und natürlich war ich darauf vorbereitet, dass sich auch vom Boden aus alles erstmal absolut überwältigend anfühlen würde.
Reise nach Las Vegas: Den Städtetrip auf dem Strip einläuten
So kam es natürlich – und das nicht nur beim Passieren des legendären New York New York Hotels und beim Betreten des Rezeptionsbereichs im 2009 eröffneten Aria Resort & Casino, sondern auch in dem Moment, als beim Einchecken eine höhere Kautionssumme auf meiner Kreditkarte blocken lassen musste, als ich jemals für einen Mietwagen hinterlegt hatte. Wir rollten die Koffer über den dicken Teppich Richtung Aufzug, warfen dabei einen ersten faszinierten Blick auf das Treiben im gut besuchten Casino und entschlossen uns dazu, dem Jetlag entgegenzuwirken und uns nach einem kurzen Abstecher in den Supermarkt um die Ecke noch auf ein Getränk im hoteleigenen Speak Easy hinter einem unscheinbaren Kaffeestand im Food Court zu treffen und die nächsten Tage zu besprechen.
Und genau an dieser Stelle begann dann auch vermutlich die Faszination für die Stadt auf mich überzuspringen, denn wenn Las Vegas und ich eines gemeinsam haben, dann ist es die Leidenschaft für gute Geschichten, gutes Essen und gute Getränke. Und allein die Speak Easies – geheime Bars in etlichen Hotels und Kultureinrichtungen der Stadt, die nur findet, wer weiß wonach er oder sie sucht, vereinen nicht selten alle drei.
Highlights in Las Vegas: Mit dem Pink Jeep raus aus der Stadt
Am nächsten Morgen ging es, bevor mir das aber noch richtig klar werden konnte, aber erstmal raus aus Las Vegas – und das zunächst per Uber in eine geschichtsträchtige kleine Stadt, die zwischen Las Vegas und dem Colorado River liegt und gegründet wurde, um die Arbeiter unterzubringen, die in den 1930ern den berühmten Hoover Dam errichteten. Ein weiterer Punkt, der Boulder City zum wichtigen Ansatzort macht, um die Geschichte von Las Vegas zu verstehen, ist ihre Lage an der Strecke der Union Pacific Railraod, die überhaupt erst dafür gesorgt hat, dass die mitten in der Wüste von Nevada gelegene Stadt Las Vegas zur Metropole werden konnte.
Ein anderer Grund dafür, ist ohne Frage auch der Hoover Dam selbst, zu dem wir auf besonders farbenfrohe Art und Weise gelangen, als uns ein Fahrzeug der Pink Jeep Tours am Eisenbahnmuseum in Boulder City einsammelt und durch die faszinierenden Landschaften an der Grenze der US-Staaten Nevada und Arizona zum Besucherzentrum fährt. Wer hier für 15 US-Dollar die geführte Tour bucht, erhält Zutritt zum Herz des Damms, dem Turbinendeck des historischen E-Werks, das durch einen alten Aufzug zu erreichen ist und knapp 160 Meter unterhalb des Besucherzentrums liegt sowie zu einer Aussichtsplattform, von der aus man einen tollen Ausblick auf die Talsperre am Colorado-River hat.
Kostenlosen Zutritt außerhalb des Besucherzentrums gibt es aber auch auf der Staumauer selbst sowie auf der infolge der Terroranschläge im Jahr 2001 gebauten Bypass-Brücke. Beide Straßen überqueren nicht nur den Colorado-River, sondern auch die Staatengrenze zwischen Nevada und Arizona und damit auch zwei unterschiedliche US-Zeitzonen.
Außergewöhnliche Erlebnisse in Las Vegas: Shoppen im Omega Mart, Träumen in der Sphere
Nach Ausflugstagen wie diesem ist die Vorfreude, wieder zurück in die Stadt zu kommen, selbst bei Skeptiker:innen wie mir relativ hoch, vor allem wenn man schon aus der Ferne sieht, wie die ikonische Skyline der Stadt aus der Wüste ragt. Und die Anzahl an Dingen, die man auch abends noch erleben kann, sind absolut gigantisch. Einer meiner wichtigsten Tipps, den ich Menschen, die einen Städtetrip nach Las Vegas planen, mitgeben würde, ist ein Besuch der etwas außerhalb liegenden Area 15, die ich nach meinem ersten Eindruck gerne als gigantischen Abenteuerspielplatz für Erwachsene beschreibe und vor allem für eine von etlichen Attraktionen, Rides und Erlebnissen spannend fand.
Die trägt den klingenden Namen Omega Mart und ist so etwas wie eine Kreuzung aus Kunstgalerie, überdimensioniertem Gift-Shop und einem Fiebertraum im Stil von Alice in Wonderland: Oder wie der Guide unserer Food Tour seine Sicht der Dinge in Worte fasste: “Es ist quasi wie ein Escape Room, nur dass du nicht versuchst rauszukommen, sondern immer weiter durch neue Rabbit Holes tiefer hinein gerätst”. Omega Mart heißt das immersive Riesenprojekt des Künstler:innen-Kollektivs Meow Wolf übrigens deshalb, weil er auf den ersten Blick wirklich nichts weiteres ist, als ein riesiger Supermarkt mit einigermaßen verrückten Produkten wie Mammoth Chunks, Tattoo Chicken und Pierced Potatoes.
Ein weiteres Muss bei der Abendplanung ist mit dem Sphere Las Vegas übrigens auch die neue Konzert- und Veranstaltungshalle der Stadt, die nicht nur als quietschbunte Konzertlocation dient, sondern auch als faszinierende Erinnerung wie weit Video- und Tontechnik in den vergangenen Jahren gekommen sind. Wir haben uns in der 157 Meter Durchmesser großen Kugel die Show “Postcards from Earth” angeschaut und waren einfach nur sprachlos.
Kulinarische Entdeckungstour durch Las Vegas: Fantastische Küche beim Städtetrip
Ein Faktor, der in der Ausrichtung von Las Vegas eine immer wichtigere Rolle spielt, ist alles was mit Kulinarik und Genuss zu tun hat. Und zwar begann das – Erzählungen zufolge – vor allem seit seit den 1980er-Jahren der Immobilienmagnat Steven Wynn seine Spuren auf dem Strip hinterlassen hat und Hotels nicht nur wegen ihrer Casinos und Ausstattung zu konkurrieren anfingen, sondern auch wegen ihrer außergewöhnlichen Bars und Restaurants. Heute zählen zu den Promiköchen, die hier eine oder mehrere Küchen betreiben, die britische TV-Ikone Gordon Ramsey, US-Fernsehstars Guy Fiery und Martha Stewart sowie Sterneköche wie Julian Serrano und Michael Mina.
Mein absolutes Highlight neben zugegebenermaßen fantastischen Restaurants in den Resorts war aber eine Foodtour des Anbieters Lip Smacking Foodie, die uns raus aus der Tourizone und rein in das Arts District der Stadt führte. Das junge Viertel ist für seine Street Art und viele alternative Galerien bekannt. Und nun eben auch dafür, dass etliche junge Chefs nach der Ausbildung in den renommierten und ausgezeichneten Häusern der Stadt hier ihre eigenen Ideen verwirklichen. Eins meiner Highlights des Trips war ohne Frage das italienisch inspirierte Restaurant Esther’s Kitchen, das gerade in eine größere Location nur wenige Meter die Straße rauf umgezogen ist, um seine Fläche für die riesige Nachfrage vor allem unter Locals zu optimieren – denn auch daran erinnert einen so ein Deep Dive in die faszinierende Stadt Las Vegas – hier leben auch knapp 650.000 Menschen.
Downtown Las Vegas: Warum sich ein Abstecher ins alte Stadtzentrum lohnt
Auch deshalb haben sich viele der Dinge, die mich an Las Vegas begeistert haben, etwas abseits des berühmten Strip abgespielt, was auch damit zusammenhängen mag, dass sich unsere zweite Basis des Trips in Downtown Las Vegas befand, das für die deutlich ältere und kleinere Casino-Meile Fremont Street bekannt ist. Zu den Sehenswürdigkeiten hier gehören neben so manchem Neon-Schild-Klassiker wie dem ikonischen Cowboy Vegas Vic, legendären Bars wie der Carousel Bar vorm berühmten Plaza Hotel und Ziplines und Live-Musik auf der Fremont Street auch das Mob-Museum, das in einem alten Gerichtsgebäude die Mafia-Geschichte der Stadt erzählt. Ein fußläufig erreichbarer Geheimtipp ist außerdem der Downtown Container Park mit etlichen kleinen Boutiquen und quirky Läden, Tattoo Parlours, Bars und Restaurants.
Etwas nördlich des alten Stadtzentrums, aber auch nur eine kurze Uber-Fahrt entfernt, befindet sich unweit von Downtown auch noch einer der schönsten Orte, um bei einem Städtetrip Las Vegas’ Geschichte auf die Spur zu gehen. In der Sammlung des Neon Museum Las Vegas finden sich hunderte historische Neon-Leuchten und -Schilder, die alle für sich genommen schon echte Kunstwerke sind. Besonders im Dunkeln, wenn alles beleuchtet ist, ist so ein Besuch auf dem womöglich berühmtesten Friedhof für Neon-Schilder der Welt ein echtes Erlebnis.
Städtetrip nach Las Vegas: In 15 Minuten in die Natur der Mojave-Wüste
Eines meiner absoluten Highlights führte mich gegen Ende des Trips dann allerdings doch wieder raus aus dem Trubel der Tourismus- und Kongressstadt Las Vegas, die auf Strip oder Fremont Street kaum mehr als das zu erkennen ist, was sie eigentlich ist. Eine Stadt nämlich, die mitten in der Mojave-Wüste und damit einer der faszinierenden Landschaften der USA liegt. Um sich daran mit Blick auf die Skyline von Las Vegas zu erinnern, fährt man beim Städtetrip ebenfalls keine 15 Minuten Uber und gönnt sich den Eintritt in das naturgeschützte Springs Preserve, das neben einem Besucherzentrum mit Sturzflut-Simulator und Lebensraum für einheimische Tiere und Pflanzen auch noch über spannende historische Spuren des alten Las Vegas verfügt.
Legendär sind etwa die Überreste der namensgebenden Springs, natürlich entstandenen Wasserreservoires, die bereits in den 1960er Jahren trockengefallen sind. Übrig geblieben sind neben den Spuren ehemaliger Infrastruktur auch die eingestürzten Abdeckungen der natürlichen Oasen sowie eine traumhafte Wüstenlandschaft mit heimischen Büschen, Kakteen und der dazu passenden Fauna. Zu den rund 250 wilden Tierarten, die heute am sogenannten Birth Place von Las Vegas leben, zählen etwa Kojoten, einheimische Schildkröten und Füchse. Und die Lösung für alle, die eine Chance erhalten und sie sehen wollen, ist denkbar einfach: einfach einen der vier Wanderwege einschlagen und von der Wüstenlandschaft faszinieren lassen.
Warst du auch schonmal in Las Vegas und hast eine andere Stadt vorgefunden als du erwartet hattest? Verrate mir deine Überraschungen in den Kommentaren!