Europa für Cineasten: Die besten Städtetrips für Filmfans und Kinogänger

Ob im Kino in Paris oder München oder auf der Suche nach Filmlocations in Barcelona oder Edinburgh: Wer als Filmfan durch Europa reist, kann auf Schritt und Tritt Filmgeschichte erleben. Und manchmal, da finden sich sogar hin und wieder echte Geheimtipps, für die es sich lohnt, von klassischen Touri-Pfaden abzukommen.

Schon seit Juni 1977 spielen sich in einem Münchner Kino immer am Wochenende, immer gegen Mitternacht, dieselben Szenen ab. Auf der Leinwand wird getanzt, ein außerirdischer Planet besungen, Rock-Legende Meat Loaf fährt auf einem Motorrad vor, die Zuschauer werfen Konfetti und schwenken Leuchtstäbe. Die Rocky Horror Picture Show hat seit ihrer Premiere 1975 Kinogeschichte geschrieben und das Traditionshaus Museum Lichtspiele, direkt um die Ecke des Deutschen Museums macht es ihm kurzerhand nach und zieht damit auch etliche Kinofans in die Stadt. Die bietet darüber hinaus gleich mehrere Gründe für Filmfans, sich ausgerechnet München für einen Städtetrip auszusuchen. Doch in Europa hat die bayerische Landeshauptstadt dabei auch viel Konkurrenz. Denn so weltberühmt die Traumfabrik Hollywood auch sein mag: Die Anfänge des Films – genau wie ein wichtiger Teil seiner Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft – liegen auch in Europa.

Als Person, die sich schon lange für Filme interessiert und seit knapp neun Jahren den Großteil ihrer Reisen mit ihrem Partner antritt, der nicht nur Filmsammler, sondern auch absoluter Kino-Nerd ist, habe ich mich davon in den letzten Jahren immer mal wieder davon überzeugen dürfen, wie vielseitig Städte in Sachen Film- und Kino-Geschichten aufgestellt sein können. Entdeckt habe ich dabei mal mehr mal weniger aus Zufall Kino-Geheimtipps, kuriose kleine Museen, ikonische Drehorte und andere Orte der Filmgeschichte. Um einige meiner Lieblingsstädte der europäischen Filmgeschichte, die wir dabei gefunden haben, dreht sich dieser Artikel.

Vor allem für die Suche nach Film-Locations ist die englische Hauptstadt London extrem beliebt. Neben den Klassikern gibt es jedoch auch einige versteckte Schätze. Foto: Sandra

Städtetrips für Filmfans: Paris als Hauptstadt der Kinokultur

Beginnen muss diese kleine Sammlung meiner liebsten Städte in Europa für Filmfans mit Paris, einfach weil sich meine Meinung zu der Stadt vor allem durch die bunte Kinoszene über die Jahre ganz und gar gedreht hat. Während ich die Stadt bei meinem ersten Besuch nämlich noch wahnsinnig kitschig, einigermaßen arrogant und rundum überbewertet fand, ist Paris heute eine Stadt, in der ich immer wieder freiwillig unterwegs zu Recherchen in Frankreich kleine Stopps einlege, um einfach mal wieder einen Abend so zu verbringen, wie es sich in Paris einfach anbietet: Erst zum Essen in eins der fabelhaften Restaurants der Stadt, dann ins Kino und dann auf ein Glas Wein in eins der vielen gemütlichen Eckbistrots. Und so groß die Auswahl an kulinarischen Orten auch sein mag, am schwersten fällt es mir regelmäßig, mich fürs Kinoprogramm zu entscheiden.

Schuld daran sind die unzähligen Programmkinos, die sich vor allem am Südufer der Seine in Prachtbauten und ganz unscheinbaren Gebäuden verbergen und dafür sorgen, dass auf dem Spielplan der Pariser Kinos täglich mehrere hundert Filme stehen. An einem Tag den wir einmal in Paris verbracht haben, liefen neben allen denkbaren aktuellen Filmen gut zwei Dutzend Klassiker, darunter locker fünf unserer absoluten Lieblingsfilme von Breakfast Club bis 2001: A Space Oddysey. Gelandet sind wir schließlich nach einem schnellen Nachmittagslunch im Bistrot in der Abendvorstellung des Sergio Leone-Klassikers The Good, the Bad and the Ugly im Kult-Kino Christine 21 im hübschen Stadtteil Saint-Germain-des-Prés. Eine Übersicht über die mehr als 200 Filme, die über die gesamte Stadt verteilt Tag für Tag laufen, bietet das Kinoprogramm des Kulturportals L’officiel des spectacles.

Vor allem am südlichen Ufer der Seine, im Stadtteil Saint-Germain-des-Prés gibt es in Paris etliche Programmkinos, in denen täglich Filme aus allen Epochen der Filmgeschichte laufen. Foto: Sandra

Als Filmfan in Edinburgh: Was die schottische Hauptstadt so spannend macht

Auch eine der in meinen Augen schönsten Städte Europas eignet sich traumhaft für einen Städtestrip für Filmfans, und zwar nicht nur, weil auch in Edinburgh Kunst und Kultur so tief im Alltag der jung gebliebenen historischen Stadt verwurzelt sind, sondern weil die schottische Metropole einfach in Gänze eine unvergleichlich inspirierende Art hat. Das zeigt sich nicht nur daran, dass Edinburgh eine bis dahin unbekannte Autorin einst zu einer der legendärsten Fantasy-Geschichten der Welt inspirierte und sie damit zu einer internationalen Berühmtheit machte, sondern auch daran, dass auch Filme und Serien wieder und wieder auf Drehorte in der Stadt zurückgreifen. Womit es gar nicht erstaunlich ist, dass man beim Spaziergang durch Edinburgh automatisch das Gefühl bekommt, durch eine Filmkulisse zu schlendern.

Da gibt es die ikonischen gepflasterten Altstadtstraßen mit ihren steinernen Fassaden, die vielen Treppengänge, bunte Laden- und Kaffeefronten, die stolze historische Burg und natürlich – bei klarer Sicht – die traumhaften Aussichten auf die direkt vor der Küste der Stadt liegende Nordsee. Zu den bekanntesten Filmen, die in der Stadt gedreht wurden und sich herrlich eignen, um auf Drehortsuche zu gehen, zählen der Danny Boyle-Klassiker Trainspotting sowie das biografische Drama Churchill von 2017 mit Brian Cox in der Hauptrolle. Ein weiterer Klassiker, mit dem sich Filmfans so richtig schön auf einen Städtetrip nach Edinburgh einstimmen können ist der Kinderfilm The Adventures of Greyfriars Bobby.

Die Stadt die J.K. Rowling zu ihrer Harry Potter-Reihe inspiriert haben soll, spielt auch in vielen Filmen eine Rolle. Foto: Sandra

Europäische Städtetrips für Filmfans: Von Barcelona aus Katalonien erkunden

Ganz ähnlich wie Paris oder Edinburgh zählt auch Barcelona zu den Städten mit Wiedererkennungswert, wo immer wieder Filmszenen entstehen. Doch statt sich hier beim Städtetrip nur auf die Stadt zu konzentrieren, kann man hier auch bei verschiedenen Ausflügen ins Umland zahlreichen Drehorten von Filmen und Serien auf die Spur gehen. Eins der wohl berühmtesten Beispiele dafür ist die Mittelalterstadt Girona, eine gute Stunde Zugfahrt von Barcelona entfernt, wo neben Szenen für die Kultserie Game of Thrones bereits seit dem frühen 20. Jahrhundert immer wieder Filmteams zum Drehen herkamen.

Zu den bekanntesten Filmen mit Szenen in Barcelona selbst gehören etwa die Romanverfilmung Perfume: The Story of a Murderer, in der die Altstadtgassen des Barri Gòtic für die Kulisse des historischen Paris einspringen. Ein besonders schöner, deutlich unbekannterer Ort aus dem Film, der zu meinen Lieblingsorten in der Stadt zählt, ist außerdem der hübsche Parc del Laberint d’Horta. Weitere bekannte Filme, die erkennbar Barcelona in Szene setzen sind die französisch-spanische Komödie L’auberge espagnole sowie der Woody Allen-Film Vicky Christina Barcelona.

Nicht nur Barcelona selbst, sondern auch viele nahegelegene katalanische Städte und Dörfer haben schon als Drehort für Filme und Serien gedient. Foto: Sandra

Ein Städtetrip mit viel Kinogeschichte: Darum ist die Münchner Kinowelt besonders

Eine Stadt, die ich vor allem für ihre Kinos herausheben möchte, obwohl auch sie immer wieder Schauplatz für Filme und Serien ist, ist München. Denn als Heimat der Bavaria-Filmstudios gilt sie ohnehin als einer der Klassiker unter den Städtetrips, die viele Filmfans auf dem Schirm haben. Dass es daneben auch mehrere historische Kinos gibt, die wie das eingangs erwähnte Museum Lichtspiele auch absolute Klassiker wie die Rocky Horror Picture Show im Programm haben, könnte hinter den vielen Filmlocations der Stadt und der berühmten Studiowelt in Grünwald dagegen fast untergehen.

Ein besonderes Haus, das im Oktober 1913 eröffnet wurde und noch heute regelmäßig als Premierenkino und Veranstaltungsort genutzt wird, ist das Filmtheater Sendlinger Tor, in dem es neben einem heute für Kinos seltenen Rang auch noch eine Königsloge gibt, in der 1915 der letzte bayerische König Ludwig III. zu Gast war. Auch wenn hier heute weitestgehend moderne Filme laufen, zählt das Haus wohl bis heute zu den schönsten verbliebenen Kinos des Landes, in dem sich ein Besuch allein deshalb lohnt. Zusatztipp für alle, die im Sommer einen Städtetrip nach München planen: Mit “Kino am Olympiasee” und “Kino, Mond und Sterne” haben sich in der Stadt zwei der (in meinen Augen) besten Formate für Open-Air-Kino in Deutschland etabliert.

Das 1913 eröffnete Filmtheater Sendlinger Tor zählt nicht nur zu den schönsten Kinos der Stadt, sondern auch zu den ältesten Kinos in Deutschland. Foto: Sandra

Städtetrips für Filmfans: Wo du in London europäischer Filmgeschichte auf den Grund gehen kannst

Noch so eine Stadt, die als Drehort in Filmen und Serien nahezu überrepräsentiert ist, ist die englische Hauptstadt London, wo Filmfans unterwegs nicht nur etliche Drehorte wiedererkennen und besichtigen können, sondern auch dank Persönlichkeiten wie dem in der Stadt geborenen Charlie Chaplin Filmgeschichte auf die Spur gehen können. Museen, Studiotouren und Stadtführungen ermöglichen hier darüber hinaus viele Möglichkeiten, in die Geschichte von London als Filmstadt einzutauchen. Für eine besonders spannende Mischung sorgt eins meiner persönlichen Lieblingsmuseen in der Stadt, das wir bei einem Besuch 2019 eher aus Zufall entdeckt hatten.

Das London Cinema Museum erzählt nicht nur auf charmante Art und Weise Dekaden von Filmgeschichte, sondern ermöglicht auch einen Einblick in die Kindheit eines der berühmtesten englischen Schauspielers überhaupt. Denn das Lambeth Workhouse, in dessen denkmalgeschütztem Master’s House das Filmmuseum seit 1998 beheimatet ist, ist nicht nur ein spannendes Zeitzeugnis englischer Geschichte und Architektur, sondern war auch für einige Zeit als Armenhaus das Zuhause des siebenjährigen Charlie Chaplin. Auch deshalb widmet sich das Cinema-Museum als einen seiner Schwerpunkte dem Stummfilmstar, es geht aber auch um die technische Entwicklung von Projektoren und Filmtechnik und die Rolle des Kinos für die Gesellschaft in Großbritannien.

Das Londoner Kinomuseum liegt ganz in der Nähe der Nachbarschaft, in der einst Charlie Chaplin lebte. Kein Wunder, dass sich ein großer Teil des Hauses dem berühmten Briten widmet. Foto: Sandra

Kurioses Museum für Filmfans beim Städtetrip in Wien: Das Third Man Museum

Ein weiterer Zufallsfund und eine meiner liebsten Museumsgeschichten überhaupt verbirgt sich in der österreichischen Hauptstadt Wien ganz in der Nähe des Wiener Naschmarkts. Das Third Man Museum widmet sich aber nicht nur der Entstehung des Nachkriegsklassikers mit Orson Welles, sondern auch dem Leben in der gerade vom Nazi-Regime befreiten, schwerst zerstörten Stadt, in der er gedreht wurde. Besonders spannend: Das alles geht auf die Privatsammlung des Museumsgründers zurück, die mit einigen Filmplakaten angefangen hat und inzwischen etliche Originalrequisiten und Skripte umfasst, was in der Ausstellung fast durchgehend von der ikonischen Zithermusik aus dem Soundtrack begleitet wird.

Da das in Trümmern liegende Wien dieser Zeit heute kaum mehr wiederzuerkennen ist, führt der beste Weg, dem Film in der Stadt auf die Spur zu gehen, ebenfalls ins Kino. Das zentral gelegene Burgkino spielt den 1949 veröffentlichten Film fast täglich und zählt wie das Filmtheater Sendlinger Tor zu den ältesten Kinos der Welt. Die erste Vorstellung hier fand 1912 statt, The Third Man läuft seit 1980.

Und welche sind eure liebsten Städte um in Europa auf Spurensuche nach Orten der Kinogeschichte zu gehen? Verratet es mir in den Kommentaren!

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