Die stillen Seiten der Stadt: Meine Tipps nach zwei Wochen Barcelona-Workation

Im Juni hatte ich die fantastische Möglichkeit, zwei Wochen mit einer Freundin in Barcelona verbringen zu dürfen – zum Arbeiten, Leben und auch ein bisschen Urlaub machen. Hier kommen unsere Geheimtipps für Orte, an denen man die Stadt und ihre Umgebung auch mal für sich allein haben kann – zumindest mit Glück und für einen kurzen wertvollen Moment.

Die Stadt pulsiert auf unserem Heimweg in einer der wichtigsten Nächte des Jahres. Es ist vor allem die kürzeste Nacht, die Noche de Sant Joan, die in Spanien traditionell mit Feuerwerk und Lagerfeuer am Strand gefeiert wird. In dieser Nacht sollen Wünsche wahr werden, man genießt das Leben, den Sommerbeginn und die Leichtigkeit. Und auch wenn Barcelona, die ohnehin bei Tourist:innen gefragte Hautstadt Kataloniens, gerade in die touristische Hauptsaison startet, ist diese Zeit eine der schönsten, die Stadt mit ihren lebendigen Vierteln, vielseitiger Gastro-Szene, traumhaften Ausblicken aufs Meer und spektakulärer Architektur zu besuchen.

Auch für mich und meine Freundin Melanie war die Möglichkeit, im Juni zwei Wochen in Barcelona zu verbringen eines der Highlights des Sommers und das lag mit an alledem, was die wuselige Stadt im Sommer alles zu bieten hat. Das konstante Rattern von Skateboards, die vor knallbunter Street Art dem Platz vor dem legendären Kunstmuseum MACBA bis in die späten Abendstunden Leben einhauchen, die Geräuschkulisse einer Tapas-Bar, in der wir mit Freundinnen den letzten freien Platz ergattern, den Spaziergängen zwischen Beachvolleyball-Feldern und Strandbars hinter den Wohnblöcken von Barceloneta.

Häufig sind wir während unserer zweiwöchigen Workation in Barcelona an Feierabenden und Ausflugstagen aber auch trotz vollen Innenstadtstraßen und Traumwetter auf überraschend entspannte Orte gestoßen. Um einige der schönsten davon geht es in diesem Beitrag.

Großstadtliebe: Auf kaum einer Straße ist Barcelona so schön und wuselig wie entlang der Passeig de Gràcia.
Großstadtliebe: Auf kaum einer Straße ist Barcelona so schön und wuselig wie entlang der Passeig de Gràcia. Foto: Sandra

Auf dem Hügel Montjuïc: Spaziergang übers historische Olympiagelände

Meinen ersten Tipp für die ruhigeren Winkel in Barcelona hätten wir ohne eine Planänderung wahrscheinlich gar nicht so ohne weiteres gefunden – wir hatten an diesem Tag nämlich ganz klassisches Sightseeing geplant. Ein Besuch der Festung von Montjuïc, eine Fahrt mit der Seilbahn, ein Abend vor dem Wasser- und Lichtspektakel an der berühmten Magic Fountain. Doch der Hitzesommer in der Stadt sorgte für eine Planänderung. Wir waren am Nachmittag unterwegs zu einem der größten Touristenmagnete Barcelonas, dem Hügel, der als Ursprung der Stadt gilt und hatten statt der Standseilbahn, der Furnicular de Montjuïc, vor allem deshalb den Bus aus der Stadt genommen, um zumindest irgendetwas anders zu machen als alle anderen Tourist:innen, die dem Hügel an diesem Tag einen Besuch abstatten wollten. Wenige hundert Meter vor der Haltestelle der Seilbahn, die über zwei Stationen ganz nach oben fährt, erhaschten wir einen kurzen Blick auf das historische Olympiastadion und überlegten, an einem anderen Tag dafür nochmal wiederzukommen, während Melanie schon im Bus ein seltsamer Geruch von draußen beschäftigte.

An der Seilbahnstation erklärte der sich dann anhand einer dicken Rauchwolke und der Information, dass wegen eines Waldbrands aktuell der Betrieb eingestellt sei, über uns ratterten mehrere Helikopter, die das Feuer in der Ferne wie es aussah langsam unter Kontrolle bekamen. Und weil wir nun eben schonmal da waren, liefen wir die wenigen Schritte zurück zum Olympiagelände. Das ist im Gegensatz zu vielen anderen Sehenswürdigkeiten Barcelonas kostenlos zu besichtigen und wurde trotz seines Baubeginns in den 1920ern erst 1992 für seinen eigentlichen Zweck als Austragungsort für Olympische Spiele genutzt. Neben dem Stadion mit seinem riesigen Eingangsportal erstreckt sich außenrum ein großes Olympiagelände, das nicht nur Einblick in die Architekturgeschichte gibt, sondern auch traumhafte Blicke auf die Stadt ermöglicht. Und weil das Gelände so weitläufig und riesig ist, ist hier garantiert an Tagen, an denen kein Löschhubschrauber über dem Gelände kreist, ein guter Ort, Barcelona mal ganz in Ruhe abseits von Tourimassen zu entdecken.

Auf dem Gelände rund um das in den 1920ern erbaute historische Olympiastadion findest du spektakuläre Aussichtspunkte auf Barcelona.
Auf dem Gelände rund um das in den 1920ern erbaute historische Olympiastadion findest du spektakuläre Aussichtspunkte auf Barcelona. Foto: Sandra

Tag am Strand in El Masnou: Gemütlich Baden mit Blick auf Barcelona

Um es gleich vorweg zu nehmen: Unser Plan war von Anfang an, unseren Alltag auf Workation in Barcelona vornehmlich in der Stadt zu verbringen, wo wir das Glück einer Wohnung unweit der Rambla hatten, und damit keine halbe Stunde Fußweg zum Strand. Und auch wenn viele anderes behaupten, ist es auch hier nicht unmöglich, ein ruhiges Fleckchen für ein Handtuch und ein entspanntes Bad im Mittelmeer zu finden, wenn man die großen Massenaufläufe am Strand von Barceloneta hinter sich gelassen hat. Das war zumindest die Erfahrung, die wir an vielen Abenden nach Feierabend in Barcelona gemacht haben. Ein Ort, um die Stadt an einem Tag am Strand noch ein wenig weiter hinter sich zu lassen, wenn man etwas länger Zeit hat als nur wenige Stunden, ist El Masnou.

Die Hafenstadt östlich von Barcelona ist mit dem Regionalzug in einer guten halben Stunde vom Stadtzentrum aus zu erreichen, wo sich bereits unterwegs immer wieder schöne Ausblicke aufs Meer erhaschen lassen. Vom Bahnhof in El Masnou zum hübsch gelegenen Strand Platja d’Ocata sind es dann nur noch wenige Minuten zu Fuß. Mit den Häusern der Hafenstadt im Rücken ist der relativ breite, weitläufige Strand weit genug von der Großstadt entfernt, um – zumindest an einem Tag unterhalb der Woche außerhalb der Hauptreisezeit zwischen Barcelona und Costa Brava – einen Strandabschnitt so gut wie für sich allein zu haben. Und nah genug dran, um die Hochhäuser der Stadt noch klar und deutlich hinter dem türkisblauen, klaren Wasser zu erkennen. Für uns an diesem Tag: Das Beste beider Welten.

Baden mit Blick auf die City: Der Strand Platja d’Ocata liegt im Osten der Hafenstadt El Masnou, keine halbe Stunde Zugfahrt von Barcelona entfernt. Foto: Sandra

Verirren in einem der schönsten Parks in Barcelona: Der Parc del Laberint d’Horta

Eine gewisse Form von Superpower, die man sich über die Jahre aneignet, wenn man an Reise- und Outdoor-Projekten arbeitet ist Karten lesen und interpretieren. Und damit meine ich nicht den Teil des Kartenlesens, der mit Orientierung zu tun hat und auch bei mir noch immer regelmäßig für ausgiebige Diskussionen mit Google Maps sorgt, sondern schlicht und ergreifend das Talent dafür, auf einer Karte Orte zu entdecken, an denen sich potenzielle Abenteuer auftun. Gelernt habe ich das vor allem an der Arbeit für die 52 Eskapaden, wo der Auftrag bestand, auch mal überraschende und unbekannte Orte einzubeziehen, die nicht in jedem anderen Mitbewerberbuch zu finden sind. Genutzt habe ich meine über alles geschätzte Superpower zuletzt aber auch vermehrt unterwegs, wo Reiseführer an Orten wie Barcelona die Tipps nicht so schnell ausgehen.

Wie geheim oder unbekannt der Parc de Laberint d’Horta im Norden Barcelonas tatsächlich ist, weiß ich ehrlicherweise nicht. Was ich weiß, ist dass sich außer uns nur einige wenige Einheimische in dem pittoresken Park herumtrieben, der zum Zeitpunkt unseres Besuchs im Juli 2023 stellenweise Baustelle war und bizarre 2,23 Euro Eintritt für Erwachsene kostete. Was man hinter dem kleinen Kassenhäuschen neben dem namensgebenden Irrgarten vorfindet, ist in jedem Fall einer der schönsten Parks, den ich in Europa bislang besucht habe, mit Bachläufen und Kaskaden, urwaldartigen Bereichen und hübsch gepflegten historischen Bauten, Statuen und winzigen Tempeln, die oberhalb des Labyrinths einen Ausblick bis runter zum Mittelmeer erlauben. An vollen Tagen liegt das Limit an Menschen, die hier eingelassen werden laut Informationen der Stadt bei 750, am Tag unseres Besuchs hatten wir die Gärten und Wälder, Ausblicke und Gänge des Irrgartens so gut wie für uns allein.

Ausflug ins Mittelalter: Mit dem Zug in den Norden Kataloniens nach Girona

Zugegeben: Ein Geheimtipp ist das Mittelalterstädtchen Girona, in dem auch Szenen von Game of Thrones gedreht wurden, längst nicht mehr. Aber ein netter Kontrast, wenn man den wuseligen Straßen Barcelonas mal für einen Tag entkommen will: allemal. Girona ist mit ihren 102.000 Einwohnern heute selbst eine Großstadt, steht aber dennoch im deutlichen Gegensatz zur katalanischen Hauptstadt. Von hier sieht man statt dem Meer die Berge der Pyräneen, die gepflasterten Innenstadtstraßen säumen begrünte Treppenzüge, die Gästen helfen, die Höhenunterschiede in der Stadt zu überwinden. Einer der schönsten Orte, wenn man die Höhenmeter erstmal hinter sich gelassen hat, ist die lange Festungsmauer, die man hoch über den Dächern der Stadt entlang spazieren kann.

Zu erreichen ist die gut 100 Kilometer nordöstlich von Barcelona gelegene Stadt gut in etwas über einer Stunde mit den öffentlichen Verkehrsmitteln – wir haben für den Hin- und Rückweg mit dem Regionalzug gute 50 Euro bezahlt. Neben der Festung und der berühmten Kathedrale, die zu den Schauplätzen der Serie Game of Thrones zählt, in Realität allerdings keinen direkten Blick aufs Meer bietet, haben uns auch die bunten Wohnhäuser am Fluss Ter verzaubert. Von den Brücken ins Altstadtviertel Barri Vell hat man hier einen traumhaften Ausblick auf die Stadt und alle paar Meter unzählige traumhafte Fotomotive.

Die Festungsmauer von Girona eignet sich hervorragend für alle, die sich erstmal einen Überblick über die Stadt verschaffen wollen.
Die Festungsmauer von Girona eignet sich hervorragend für alle, die sich erstmal einen Überblick über die Stadt verschaffen wollen. Foto: Sandra

Gaudí links liegen lassen: Ausblick über Barcelona genießen vom Mirador de Joan Sales

Neben dem kostenlosen unweit vom Mittelmeer gelegenen Parc de la Ciutadella ist der kostenpflichtige (und alles andere als günstige) Parc Güell wohl die bekannteste und bei Tourist:innen beliebteste Grünanlage der Stadt. Und ich bin mir auch sicher, dass sich der Spaziergang zwischen den bunten, prunkvollen Gaudí-Gebäuden auf dem Areal auch sicher irgendwie lohnt. Dennoch habe ich bislang bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf den Besuch im Parc Güell verzichtet und stattdessen lieber kostenfreie Alternativen mit ähnlich spektakulären Aussichtspunkten angesteuert. Während mich dieser Plan bei meinem ersten Barcelona-Besuch im Spätherbst 2021 zu einer abgelegenen Brücke geführt hat, ging es diesmal ganz nah ran an den gut abgeschirmten Parc Güell, von dem man ohne Eintritt zu zahlen wirklich keinen Zentimeter zu sehen bekommt.

Was einen allerdings nicht daran hindert, die Treppen an der Außenmauer des Parks bis ganz nach oben zu laufen, wo einen neben dem Mirador de Joan Sales auch der kostenlose Parc de Carmel für den Aufstieg belohnt. Hier oben wachsen auf staubigen Böden bizarr geformte Bäume, Sträucher und blühender Bogenhanf und ganz Barcelona liegt einem hier samt Mittelmeer bis zum Horizont zu Füßen. Für den Rückweg sind wir von ganz oben den Treppen zurück in den Stadtteil Gràcia gefolgt – wer mag und Lust auf einen langen Spaziergang hat ist von hier in gut einer Stunde Fußweg wieder zurück am Plaça de Catalunya in der Innenstadt.

Und welche sind euren Lieblingsorte in Barcelona? Verratet es mir in den Kommentaren.

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