Nah am Wasser: Wie Flüsse Städte schöner machen

Was die beliebtesten Städte Europas für Städtetrips fast alle gemeinsam haben? Sie liegen an einem Fluss. Ob der nun grün, türkis, blau oder leicht vergoldet bräunlich schimmert, spielt vor allem bei schönem Wetter keine Rolle, denn das Wasser sorgt ganz automatisch für herrliche Routen, entschleunigende Momente, und tolle Fotospots. In diesem Artikel stelle ich euch einige meiner liebsten Flussstädte vor, und dazu meine Theorien, warum genau eigentlich Flüsse Städte so besonders machen.

Es ist Mittwochmorgen, nur einen Steinwurf vom Frankfurter Mainufer entfernt. Hibbdebach nennen die Frankfurter diese Seite, auf der der größere nördliche Teil der Stadt liegt. Das Gegenstück – eine Handvoll Stadtteile und der gigantische Stadtwald südlich des Mains – heißt Dribbdebach: Und allein dieses kleine Detail verrät, wenn man beim Spaziergang ins Büro an einem so sonnigen Morgen darüber nachdenkt, schon eine Riesenmenge über die Stadt, ihre Geschichte, ihre Bewohner und ihr Lebensgefühl.

Den Rest übernimmt der kleine quasi botanische Garten, der etwas verborgen zwischen Kaimauer und den eher unscheinbar aussehenden Gewächsen zum Main hin liegt. Im “Nizza” schaukeln vor blühenden Kirschbäumen Palmen im Wind, und die ausladenden Äste verschiedenster Baumarten sorgen dafür, dass du mal eben in einen Tunnel aus Natur abtauchst, der gar nicht recht ins mitteleuropäische Klima passen will. Denn statt am Mittelmeer liegt dieses Paradies wie so viele an einem Fluss mitten in der Stadt. Und wie in den meisten Fällen war der Main auch in Frankfurt der beste Grund überhaupt eine Siedlung anzulegen und sie wachsen und wachsen zu lassen.

Neben meiner Wahlheimat Frankfurt am Main gibt es in Deutschland und Europa etliche solcher Orte, wo es sich vor allem am Wasser lohnt auf Erkundungstour zu gehen, einfach weil Flüsse den Takt des Lebensgefühls angeben und gleichzeitig auch irgendwie entschleunigen. Und um einige Städte, die sich genau deshalb besonders für einen Städtetrip eignen, soll es hier gehen.

Im Treppenviertel von Blankenese siehst du die Elbe schon von Weitem und erlebt Hamburg von seiner hügeligen Seite. Foto: Sandra

Die schönsten Flussstädte für Städtetrips: Immer am Ufer lang in Norden, Süden und Mitte Deutschlands

Gleich vorweg: Komplett wird die Liste an schönen und lohnenswerten Städtetripzielen, die an Flüssen liegen hier nicht, denn allein in Deutschland gibt es zwischen Elbe und Donau viel zu viele davon. Und die eignen sich ganz im Norden und ganz im Süden perfekt, um unsere Liste zu beginnen. Los geht’s in Hamburg, wo die Elbe, die knapp 70 Kilometer von hier in die Nordsee mündet, schonmal fast vergessen lässt, dass man noch an einem Fluss ist und nicht schon am Meer selbst. Dazu kommt: Zwischen Speicherstadt und Hafen sorgt der Fluss für Ebbe und Flut, ordentlich Wind und immer einen Hauch von Meerduft in der Stadt. 

Ganz im Süden, oder vielmehr Südosten des Landes überquert die Donau kurz hinter Passau die Grenze zu Österreich und hat hier gerade eines der spektakulärsten Mündungsgebiete des Landes passiert. Mitten in der Stadt und am besten zu sehen von der historischen Veste Oberhaus, die etwas abseits auf einem Hügel liegt, fließen hier die blaue Donau, der grüne Inn und die schwarze Ilz, die direkt aus der Wildnis des Bayerischen Waldes kommt, zusammen – und das so, dass die Farbunterschiede bei richtigem Licht noch eine Weile deutlich erkennbar sind. 

An besonders schönen Stellen der Lahn zeigt sich Marburg dank der dahinterliegenden Gebäude von einer richtig eindrucksvollen Seite. Foto: Sandra

Dazwischen gibt es unzählige andere Beispiele für Flüsse, an deren Ufer sich wie kleine Perlen große und kleine Städte aufreihen. Neckar und Isar im Süden, Weser und Ems im Norden, Spree und Saale im Osten, oder Mosel und Rhein im Westen. Ein Fluss ganz in der Nähe meiner Wahlheimat Frankfurt, an den es mich auch dank Arbeitsprojekten immer wieder zieht, ist die Lahn, die mit Städten wie Marburg ganz besonders herrliche Ausflugsziele am Wasser zu bieten hat. Etwas südlich von Marburgs schöner Altstadt, der etwas höher gelegenen Oberstadt in der Nähe des Schlosses, ist an einem Wehr am Trojedamm der perfekte Ort, um Stadt und Lahn so richtig schön zu genießen. 

Flussstädte am Rhein: Städtetrip in Schwesternstädte in Hessen und Rheinland-Pfalz

Wenn man von Frankfurt aus dem Main Richtung Westen folgt, vorbei an den ersten Reben des Rheingaus und Rheinhessens, trifft man nach wenigen Kilometern – die klingenden Namen der Weinanbaugebiete verraten’s – auf den Rhein, der ganz im Westen immer wieder natürliche Grenzen bildet. Zwischen Deutschland und seinen Nachbarstaaten, verschiedenen Bundesländern und immer wieder Schwesternstädten, die dank schönen Fußgängerbrücken zum Städtetrip im Doppelpack verlocken. 

Eines der schönsten Beispiele hierfür sind die die Landshauptstädte von Hessen und Rheinland-Pfalz, die der Spaziergang über die Theodor-Heuss-Brücke unter blauem Himmel besonders schön verbindet. An beiden Ufern des breiten Flusses genießt du den sommerlichen Sonnenuntergang an schönen Stadtstränden mit Liegestühlen und Cocktails und träumst dich einfach noch ein Stück flussabwärts ans Meer. 

Wer den Rhein zwischen Mainz und Wiesbaden zu Fuß überquert, der hat in eine Richtung freie Sicht bis übermorgen, und auf der anderen einen herrlichen Blick in den Taunus. Foto: Sandra

Ein Städtetrip ans Wasser: Große und kleine Flussstädte in Großbritannien

Wer für einen kurzen Städtetrip das europäische Festland verlassen will, dem kommt wahrscheinlich erstmal die englische Hauptstadt in den Sinn und tatsächlich präsentiert dir London mit Glück direkt im Anflug allen Grund dich in Wassernähe umzusehen. Das beginnt bei den Brücken, von denen die meisten nicht nur ein praktischer Weg über die Themse sind, sondern echte Sehenswürdigkeiten für sich. An beiden Uferseiten der inneren Stadt führen Spazierwege zu den schönsten Aussichtspunkten. Und etwas östlich der Innenstadt, am Limehouse Basin lohnt sich auch ein Abstecher zu den teils renaturierten Kanälen, die noch aus Zeiten der industriellen Revolution stammen.

Wer’s lieber gemütlich mag, findet in Großbritannien auch etliche kleinere Städtchen am Wasser, von denen etliche den Fluss sogar im Namen tragen – so wie Stratford upon Avon, zum Beispiel. Die Stadt, die vor allem als Geburtsstadt des englischen Dichters William Shakespeare bekannt ist, liegt mittendrin in der grünen Grafschaft Warwickshire, quasi im Herzen Englands und erzählt ganz malerisch die Geschichte von literarischen Klassikern und industriellem Erbe. Wer hier den Spazierwegen und Treidelpfaden folgt kommt vorbei an Parks und historischen Brücken, sowie über hundert Jahre alten Schleusanlagen, die heute immer noch per Hand bedient werden können.

In den englischen West Midlands, die mittendrin zwischen den industriellen Metropolen des Landes lagen, sorgt nicht nur der Fluss Avon für herrliche Orte am Wasser, sondern auch ein großes Kanalnetz. Foto: Sandra

Die besten Ziele für Städtetrips liegen am Wasser: Wenn Brücken Geschichten erzählen

Und manchmal, da sorgen auch besonders schöne Zufälle dafür, dass Orte noch nichtmal im selben Land oder am selben Fluss liegen müssen, um irgendwie miteinander verbunden zu sein. Manchmal, da reicht auch eine Geschichte. Zum Beispiel die Sache mit den Brücken, die dafür sorgt, dass eine nordhessische Kleinstadt etwas südlich von Kassel und die irische Hauptstadt sich manchmal zumindest gefühlt ganz nah sind. Da beide Städte, Melsungen und Dublin, an einem Fluss liegen, der die Fortbewegung zu Fuß zuweilen erschwerte, wurden – in Dublin Anfang des 19. Jahrhunderts, in Melsungen gegen Ende – Brücken errichtet, die die jeweiligen Gewässer überspannen sollten. 

Und weil bekanntlich nichts geschenkt ist, kostete das eben eine Maut – per pedes. In Dublin hundert Jahre lang den halben Penny pro Weg über die Ha’Penny Bridge, den man früher für die Fähre bezahlt hätte, in Melsungen zwei Pfennig pro Kopf, von der Eröffnung der Brücke 1890 bis die 20.000 Mark Baukosten eben abbezahlt waren. Was läge da näher als die jeweiligen Brücken auch entsprechend zu taufen… An der Zweipfennigbrücke in Melsungen erinnert sogar noch das Häuschen des Brückenwärters an die Zeit dieses Zufalls. 

Das nordhessische Städtchen Melsungen liegt direkt an der Fulda. Am Fuß der Zweipfennigbrücke, kannst du dir an schönen Tagen ein Tretboot leihen und die Stadttour ein Stück aufs Wasser verlegen. Foto: Sandra

Europäische Flussstädte für Wochenendtrips: Metropolen an Aare, Seine und Isar

Und wie Dublin und London, sind es in den allermeisten Ländern Flussstädte, die sich in der Geschichte als so bedeutend und gut gelegen durchgesetzt haben, dass sie Hauptstadt und Aushängeschild eines Landes geworden sind. Die französische Metropole Paris etwa liegt auf einem Areal, auf dem der Fluss Seine besonders schöne Schleifen zieht. Nirgendwo sonst in der Stadt kommst du ihrem Wasser näher als auf den Seine-Inseln Île de la Cité und Île Saint-Louis, was die Seine auch zum idealen Wegweiser für einen entspannten Sightseeing-Bummel in Paris macht.

Und selbst wenn in der Schweiz sonst so viel anders läuft als in anderen europäischen Staaten, liegt auch hier die Hauptstadt am Wasser, oder vielmehr eine Etage darüber. Von den grünen Sandsteingebäuden der Innenstadt bist du in wenigen Schritten an den Aussichtspunkten auf die Aare rund um die Bundesterrasse, die hier von mehreren Viadukten und Brücken überspannt wird. Gegenüber der Innenstadt leben in einem besonders schönen Uferbereich die Paten- und Wappentiere der Schweizer Hauptstadt: Rund um den weitläufigen Bärengraben führt ein kostenlos zugänglicher Spazierweg ganz nah ans Wasser.

Obwohl die Aare ein ganzes Stück unterhalb der Aussichtspunkte Berns liegt, hörst du sie von oben klar und deutlich rauschen. Foto: Sandra

Womit wir zum Abschluss dieser kleinen Liebeserklärung an Flussstädte zurück in Deutschland wären, bei einer Stadt, die es immerhin zu knapp eineinhalb Millionen Einwohnern und dem Titel Landeshauptstadt gebracht hat. Und an meinem Lieblingsfluss, der die Farben von Inn und Donau von ganz am Anfang perfekt kombiniert und aus den bayerischen Alpen nach München fließt. Abstecher an die Isar lohnen sich nicht nur innerhalb der Münchner Innenstadt, wo du an vielen Stellen direkt ans Wasser kommst und im Sommer in der Isar sogar baden kannst, sondern vor allem auch etwas außerhalb. Einer meiner persönlichen Lieblingsorte unterwegs Richtung Voralpen ist die Großhesseloher Brücke im Süden der Stadt, wo du die Berge fast schon ein bisschen erahnen kannst. 

Und an welchen Fluss in Deutschland oder Europa hat dich dein letzter Städtetrip verschlagen? Und welche sind deine absoluten Lieblingsstädtetipps wenn’s um Flussstädte geht? Hinterlass mir gerne einen Kommentar.

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