Vier Tage Grün: Ein langes Wochenende im Bayerischen Wald

Dass im südlichsten Zipfel Ostbayerns die Berge der Voralpen noch knapp 100 Kilometer entfernt sind, lässt sich im Schatten der Wipfel des Bayerischen Walds und den schönen Städten an seinem Rand locker vergessen. Hier geht’s übers lange Wochenende durch einige der schönsten Gassen Bayerns und zwischendrin: mittenrein in die Wildnis.

Zwischen hunderten Grüntönen, schroffen Felsformationen, wilden Flüssen und hübschen großen und kleinen Städten ist die Region rund um den Bayerischen Wald eine der schönsten Gegenden in Süddeutschland und eine der faszinierendsten noch dazu. Die Region, die im Süden an Österreich grenzt und im Osten an Tschechien umfasst den ältesten Nationalpark des Landes, in dem seit über 50 Jahren die Natur allein das Sagen hat – und das ziemlich eindrücklich. Wer hier vier Tage unterwegs ist, auf den wartet zwischen Schluchten und Felstunneln, malerischen Flusstädten und unendlich viel Grün mindestens genauso viel Faszination wie zwischen den atemberaubenden Berglandschaften des bayerischen Voralpenlands.

Unsere Reise beginnt in der Innenstadt von Passau, wofür du, je nach Länge deiner Anreise mit der Bahn eventuell schon am Abend vorher in ein Hotel eincheckst. In der Stadt, die dank Donau, Inn und Ilz mit dem wahrscheinlich spektakulärsten Flussmündungsgebiet Deutschlands angeben kann, bist du eigentlich mehr oder weniger mittendrin, in dem was die gesamte Region Bayerischer Wald seit Jahrhunderten prägt. Die Grenze zu Österreich und die stattliche Veste Oberhaus, die auf einem Hügel oberhalb der Stadt thront, erinnern daran, wie heftig umkämpft die Region einmal war, die Barockgebäude der Altstadt an den Reichtum, mit dem Adel, Kirche und Handel Passau geprägt haben.

Unterwegs im Passauer Stadtteil Hals: Perfekter Einstieg in den Bayerischen Wald

Einer meiner besonderen Lieblingsorte in Passau, der einen in die perfekte Stimmung fürs lange Wochenende im Bayerischen Wald bringt, liegt aber etwas außerhalb im Stadtteil Hals, den du nach einem ausgiebigen Stadtspaziergang zum Beispiel vom Rathaus aus in ein paar Minuten mit der Buslinie 4 erreichst. Von der Haltestelle Hals folgst du wenige hundert Meter der Ilz, schaust unterwegs immer wieder ganz fasziniert rauf zur Burgruine, die denselben Namen trägt wie der Stadtteil, und kommst schließlich an einem knapp 100 Meter langen Felsentunnel an. Durch den geht’s mittenrein in die herrliche Landschaft der Halser Ilzschleifen und wenn du Zeit hast sogar noch ein Stückchen weiter zum Ilztalstausee.

Um Passau mit seiner herrlichen Altstadt und tollen Flusslandschaften so richtig zu genießen, kann man auch locker noch eine vierte Nacht vor Beginn des Kurztrips anhängen. Foto: Sandra

Dein Basislager für die erste Nacht schlägst du nach den ersten Stunden in Passau, dann aber direkt außerhalb der Unistadt auf, auch wenn die an Übernachtungsmöglichkeiten, Gastro- und Kneipenszene auch für einen längeren Besuch eine ganze Menge zu bieten hat. Vom Bahnhof geht’s mit dem Bus (oder an den Wochenenden zwischen Mai und Oktober mit der kultigen alten Ilztalbahn) noch ein Stückchen waldeinwärts bis kurz vor die tschechische Grenze nach Freyung. In der Kreisstadt des Landkreises Freyung-Grafenau direkt an der Grenze zum Nationalpark kannst du den Abend entweder ganz ruhig klassisch in einem der Wirtshäuser ausklingen lassen oder du gehst zwischen historischen Gebäuden wie dem Schramlhaus oder Schloss Wolfstein noch ein Ründchen auf Entdeckungtour.

Kurztrip in den Bayerischen Wald: Schluchtenwandern und Waldsafari

In Tag 2 des Kurztrips startest du am besten direkt in bequemen Wanderschuhen, vorm Eintauchen in den Nationalpark gibt es nämlich auch in Freyung selbst noch ein bisschen was in Sachen Landschaft zu entdecken. Im Süden der Stadt, am Parkplatz am Freibad starten je nach Lust und Laune verschieden lange Wanderwege durch die Wildbachklamm Buchberger Leite, einem der schönsten Geotope abseits der bayerischen Voralpen. Immer dem Plätschern von Flüssen und Bächen nach führen verschieden lange Rundwege über schmale Pfade und Brücken durch die geschützte Wildnis, die alles was nicht Natur ist einfach mal ein bisschen ausblendet.

Wer beim Besuch des Nationalparkzentrum am Lusen mit vergleichsweise wenig Kratfanstrengung Höhenmeter gut machen will, gönnt sich den Eintritt zum Baumwipfelpfad. Foto: Sandra

Von hier aus nimmst du dann den nächsten “Igelbus”, so heißen die Freizeit- und Tourismusbusse im Bayerischen Wald, die mit vielen Gästekarten auch kostenlos nutzbar sind, rein Richtung Nationalpark und damit in genau die Gegend, die das Klischee des Bayerischen Walds bestimmt. Dazu gehört, dass die Natur hier seit 1970 der Nationalpark als erster seiner Art in Deutschland geschaffen wurde, Natur sein darf. Zu den größten Highlights am Nationalparkzentrum Lusen in Neuschönau zählt der über einen Kilometer lange Baumwipfelpfad. 

Im Nationalpark angekommen gehst du auf einer kleinen Runde – weil du heute nichts abstellen kannst, lohnt sich leichtes Gepäck und ein bequemer Rucksack – durchs kostenlos zugängliche Tierfreigehege auf Waldsafari. Deine Big Five unterwegs? Was immer dich zwischen Braunbär und Elch, Fischotter und Luchs an seinem faszinierenden Alltag teilhaben lässt. Um den Weg von hier in die Gegend am Schwarzen Regen, der inzwischen als Bayerisch Kanada vermarktet wird, zu verkürzen, schlägst du dein Lager nach Tag 2 am besten in einem der Orte an der Waldbahnstrecke zwischen Spiegelau (hierher fährt der Igelbus) und Zwiesel auf.

Vier Tage im Bayerischen Wald: Unterwegs in Boarisch Kanada

Tag 3 startet früh am besten mit einem mitgenommenen Frühstück, das du unterwegs in der Waldbahn zu dir nimmst. Denn unterwegs nach Viechtach bekommst du als Teil 1 des Sightseeings das Landschaftskino einer der schönsten Bahnstrecken des Landes geboten. Und ob man den Vergleich mit British Columbia nun übertrieben findet oder nicht – den Schwarzen Regen bei Viechtach kann man unterwegs echt nur sehr schwer aus den Augen lassen. Da du hier auch für deine letzte Nacht im Bayerischen Wald Station machst, kannst du dich ruhig erstmal in aller Ruhe in Viechtach umsehen, während du deinen Rucksack in der Unterkunft abstellst.

Als Programm für den Wanderteil des Tages eignen sich dann vor allem einige Rundwege, die in Viechtach starten und dich nochmal richtig schön abtauchen lassen in die Wunder der Natur, die die Region ausmachen. Offensichtlich ist natürlich die Wanderrunde am Regen, der sich rund um Viechtach besonders schön durch den Wald schlängelt. Wem nach dem vielen Grün der letzten Tage mehr nach Felsen und Bergfeeling ist, der startet von Viechtach auf den Pfahlrundweg. Der Große Pfahl nach dem der Weg benannt ist, ist eine Quarzformation, die sich über sage und schreibe 150 Kilometer durch die gesamte Region zieht. Der Rundweg an Viechtach bringt dich den schroffen Felsen ganz nah.

Entlang von Donau und Regen rund um die Regensburger Stadtinseln kannst du nach dem Stadtbummel nochmal richtig schön in die Natur abtauchen. Foto: Sandra

Stadtliebe als Finale des Kurztrips in den Bayerischen Wald: Verlieben in Regensburg

Nach so viel Landschaft und Natur heißt’s nun Abschied nehmen und zurück an einen Ort fahren, von dem aus die Region sich wieder gut in alle Richtungen per Bahn verlassen lässt – und der geeignetste ist praktischerweise eine der schönsten mittelalterlichen Städte in ganz Bayern. Da ich das große Glück hatte, nach dem Studium mal eine Weile in Regensburg zu leben, kann darum eigentlich nichts anderes folgen als eine ausgiebige Liebeserklärung, aber ich versuche mich kurz zu halten.

Der logische Ort, um den Stadtspaziergang in Regensburg zu starten ist genau der, der schon von Weitem alles andere überragt: der Regensburger Dom. Egal ob du dich nur von außen oder auch von innen von dem prunkigen Sakralbau faszinieren lässt, ist hier auch der ideale Ort, um deine Erkundungstour zu starten. Durch die schmalen Gassen des Unesco-Weltkulturerbes Regensburger Altstadt, an der Donau runter zur historischen Wurstküche mit ihrem unverwechselbaren Duft nach Kraut und Brataromen, rüber auf die Donauinsel Stadtamhof, wo wenige Spazierminuten entfernt mitten in der Stille der Natur der Regen auf die Donau trifft – und damit den Trip in genau einem finalen Bild perfekt zusammenfasst. 

Entlang der Donau kannst du, wenn du Zeit hast, noch eine ganze Menge Regensburg entdecken oder von hier aus auch zu einem kleinen Schiffsausflug starten. Foto: Sandra

Kurztrip im Bayerischen Wald: Alle Infos für unterwegs gibt’s auch in Buchform

WERBUNG Für alle von euch, die jetzt Lust bekommen haben, in der Region zwischen Passau, Bayerischem Wald und Regensburg auf Abenteuersuche zu gehen: Ihr findet viele Ausflugs- und Fototips, Infos zu den Orten, Erlebnissen und Sehenswürdigkeiten auch in meinem Reiseführer Bayerischer Wald aus der bunten Reiseführerreihe von Marco Polo. Weitere Tips zu Touren in Bayern gibt’s auch auf meinem Blog in der Deutschland-Rubrik. 

Und was sind eure Lieblingsorte im Bayerischen Wald?

Empfohlene Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert