Irland ohne Auto: Alles zur Vorbereitung deiner Reise auf der Grünen Insel mit Bus und Bahn

Wer ohne Auto, nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Irland unterwegs sein möchte, hat dazu ziemlich tolle Möglichkeiten. Entgegen vieler Artikel und Reiseführer, die anderes behaupten… Klar, jeder Winkel des Landes erkunden lässt sich nur mit Bus, Bahn, Fähren und zu Fuß nicht, doch das soll den Eindruck des vielseitigen Landes auf gar keinen Fall trüben.

Es mag Zeiten gegeben haben, in denen ich gerne hinter dem Steuer gesessen bin. Fast jedes Wochenende von einem der östlichen Winkel Süddeutschlands ganz in den Westen und wieder zurück gefahren bin, Hunderte Kilometer Autobahn. Und so sehr ich diese Zeiten genossen habe: Sie sind (für den Moment) schlicht und einfach vorbei. Wenn ich heute in Urlaub fahre, möchte ich mich nach Möglichkeit ganz aufs Erlebnis konzentrieren, stundenlang aus Zug- oder Busfenstern starren, den Moment genießen, wenn Meer oder Berge in Sichtweite rücken und auch unterwegs nicht jeden Wein oder jedes Pint zählen müssen. Und da mein Partner das ähnlich sieht und noch nicht mal einen Führerschein besitzt, muss ich wohl nicht lang erklären, dass wir unsere Urlaube fast durch die Bank ohne Auto planen.

Das gilt auch für unseren aktuellen Irland-Trip, den wir in den vergangenen Wochen verbunden mit einiger Recherche geplant haben. Denn die meisten Reiseführer, Blogartikel und Reisereportagen sind sich in einer Sache einig: Irland ohne Auto? Das kann keinen Spaß machen. Wir wurden bereits zweimal eines Besseren belehrt und wollen aus diesem Grund in diesem Artikel unsere Erfahrungen und Tipps, Überlegungen und Hürden mit euch teilen und beweisen, dass eine Reise durch Irland mit öffentlichen Verkehrsmitteln sogar noch mehr Spaß machen kann als mit Mietwagen.

Als kleiner Spaziergang von Galway aus zu erreichen: Der fotogene Sprungturm am Atlantik bei Salthill. Foto: Sandra

Grundlagen zur Planung einer Reise durch Irland ohne Auto

Zugegeben: Ohne Auto in Irland unterwegs zu sein, das bedeutet stellenweise ein wenig Freiheit abgeben zu müssen und einige Highlights des Landes, womöglich zu verpassen. Gerade wenn man nicht in der Hauptreisezeit unterwegs ist, in der unzählige Tourenanbieter individuelle Ausflüge anbieten, muss man arbeiten mit dem was das Liniennetz hergibt. Aber zum Glück ist das eine ganze Menge. Wichtige Grundlage, für alle die erstmals mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Irland unterwegs sind, ist das Grundverständnis, dass es neben einem überschaubaren Schienennetz in Irland auch etliche gut funktionierende Buslinien gibt, mit denen man gut und günstig als Alternative zum Mietwagen durchs Land reisen kann.

Informationen zu den verschiedenen Möglichkeiten, die man zum Transport auf dem irischen Teil der Insel hat, gibt es auf den Seiten von Bus Éirann und Irish Rail. Weitere Details zu Nordirland finden sich auch über das britische Bahnunternehmen Translink. Am besten startest du die Vorbereitung deiner Irlandreise also, indem du dir einen ersten Überblick über das Bus- und Bahnnetz verschaffst und damit deine Möglichkeiten auslotest.

Grundsätzlich gilt, dass so von Dublin aus erstmal eine Basis in so ziemlich jedem Winkel des Landes erreichbar ist, von der aus man seine Entdeckungstouren starten kann. Expressbus-Verbindungen gibt es von den Haltestellen am Flughafen Dublin sowie etwa vom zentralen Busbahnhof Busáras Richtung Norden nach Belfast, Letterkenny, Dundalk und Donegal, Richtung Süden nach Tralee, Cork, Waterford und Wexford und Richtung Westen nach Sligo, Ballina, Galway und Limerick. Mit dem Zug lassen sich von den verschiedenen Bahnhöfen der Stadt neben den meisten der mit dem Bus erreichbaren Städte auch Westport und Londonderry erreichen. Zwischenhalte im Inland gibt es sowohl mit der Bahn als auch dem Bus zahlreiche.

Die Halbinsel Howth mit malerisch schönen Leuchttürmen und spektakulären Klippenwanderwegen erreicht man von Dublin aus mit Bus und Bahn. Foto: Sandra

Ohne Mietwagen in Irland unterwegs: Es kommt auf die richtige Basis an

All diese Orte sind dann auch grundsätzlich gut als Urlaubsbasis geeignet, um von hier auf Erkundungstouren zu starten. Von Galway aus erreicht man etwa gut die weltbekannten Cliffs of Moher oder die Aran Islands, von Cork aus ist man flott im fotogenen Küstenstädtchen Cobh, von Waterford mit der Bahn im Inlandstädtchen Carlow mit seiner beeindruckenden Burgruine oder von der Kleinstadt Donegal aus an einigen der schönsten Wanderungen im rauen Norden des Wild Atlantic Way. Letzteres hatten wir auch die längste Zeit für unseren aktuellen Neujahrstrip nach Irland im Fokus gehabt. Aufgrund der Jahreszeit haben wir dann aber letztlich einen Rückzieher gemacht und uns für eine kleine Rundreise im Süden entschieden, bei der man neben denkwürdigen Naturausflügen auch mal ohne schlechtes Gewissen einen Tag Städtetrip mit Streetfood und Sightseeing einschieben kann, wenn das Wetter mal so gar nicht mitspielen will.

Bei unseren bisherigen Irlandreisen hatten wir unsere Basis bislang meistens in Dublin, bzw. in der näheren Umgebung der Hauptstadt, wo man auf ein Auto ganz problemlos verzichten kann. Als Urlaubsbasis an der Westküste hatten wir uns außerdem bei unserem ersten gemeinsamen Irlandbesuch Galway, ausgesucht. Galway erreicht man mit der Bahn vom Bahnhof Dublin Heuston aus in knapp zweieinhalb Stunden. Mit dem Bus vom Innenstadt-Busbahnhof Busáras aus waren wir vor einigen Jahren per (Anfang 2023 nicht buchbarer) Direktverbindung knapp über drei Stunden unterwegs. Für unsere aktuelle Reise haben wir uns für eine Route entschieden, die vom Zentrum der Hauptstadt mit der Bahn nach Cork, von hier mit dem Bus Richtung Rosslare bis Wexford und dann wieder über die Schienen direkt an der Küste entlang zurück nach Dublin führt.

Wer mit öffentlichen Verkehrsmitteln in Irland unterwegs ist und gerne viel wandern gehen möchte, erreicht viele tolle Wanderreviere im County Wicklow per Bus und Bahn. Foto: Sandra

Irland ohne Auto: Von Dublin und seinem Umland die Grüne Insel erkunden

Eine sehr praktische Basis in Irland, die für jede Urlaubsplanung natürlich direkt auf der Hand liegt, ist die irische Hauptstadt Dublin, deren Flughafen per Direktflug von unzähligen Städten in Deutschland, Europa und der Welt angeflogen wird. Von Frankfurt aus gehen täglich etwa mehrere Maschinen zum Flughafen der Hauptstadt, der etwas nördlich der City liegt. Der Flug dauert rund zwei Stunden, der Bus vom Flughafen braucht um die 30 Minuten in die Stadt. In Dublin lässt sich gerade beim ersten Besuch problemlos auch ein längerer Urlaub verbringen, denn obwohl die Stadt im Vergleich zu anderen europäischen Großstädten einigermaßen überschaubar ist gibt es zwischen dem Campus des historischen Trinity College, einem modernen Auswanderermuseum, den schmalen Straßen des Kneipenviertels Temple Bar, bunten Parks, historischen Bauwerken und etlichen kreativen Markthallen unfassbar viel zu entdecken.

Dazu kommen auch noch etliche Möglichkeiten, die das Umland der Dubliner Innenstadt bieten. Einer unserer bisherigen Lieblingsausflüge ans Meer führt etwas nördlich von Dublin auf die Halbinsel Howth. Die bietet neben einer riesigen Auswahl an Seafood-Restaurants, fotogenen Leuchttürmen und einer hübschen Hafenpromenade auch einige Wandermöglichkeiten. Die Klippenpfade führen dich immer wieder zu Postkartenausblicken, die sich auch im Herbst und Winter so richtig schön genießen lassen. Nach Howth geht es von Dublin aus in unter einer halben Stunde per Zug oder Bus.

Auf den (einfachen) Klippenwanderwegen von Howth kannst du immer wieder Postkartenmomente einfangen. Foto: Sandra

Eine der schönsten Bahnstrecken Europas: Ohne Mietwagen an der südlichen Ostküste Irlands

Ebenfalls ganz in der Nähe von Dublin lässt sich alternativ auch im County Wicklow ein großartiges Basisquartier aufschlagen. Die großen Vorteile davon sind zum ersten, dass die Kosten im Vergleich zur Hauptstadt etwas günstiger sind. Zum anderen liegt aber auch eine der schönsten Bahnstrecken des ganzen Landes direkt vor der Tür. Die Strecke von Dublin in die südlich gelegenen Städte Bray bzw. Greystones bedient der Regionalzug Dart, dessen Schienen direkt über die Klippen oberhalb der Irish Sea führen. Überregionale Züge fahren am Meer entlang sogar noch ein Stück weiter bis Wicklow. Hier biegen sie dann Richtung Inland ab, bis es in einem kleinen Bogen wieder zurück zur Küste geht. Kurz vorm Endhaltestopp der Linie in Rosslare ganz im Südosten liegt die Bezirkshauptstadt Wexford, die sich mit Busverbindungen Richtung Waterford und Cork gut als Basis für eine kleine Rundreise eignet.

Ein kleiner Tipp für alle, die die Bahngleise am Meer genauso faszinieren wie mich, ist ein Zwischenstopp in der Kleinstadt Bray, eine gute Dreiviertelstunde Bahnfahrt südlich der Hauptstadt. Hier starten unweit der Strandpromenade gleich zwei schöne Wanderwege oberhalb der Gleise. Der eine führt auf den “Hausberg” der Stadt, den 241 Meter hohen Bray Head, von wo die Gleise winzig aussehen. Näher ran geht der Bray Cliff Walk, ein leichter, familienfreundlicher Wanderweg der immer an den Klippen entlang in die Nachbarstadt Greystones führt. Hier warten hinter jeder Kurve neue traumhafte Aussichten auf die Irish Sea und die Bahnlinie, die immer mal wieder in einem Tunnel im Berg verschwindet und wenig später wieder ans Tageslicht auftaucht. Wer die Tour als Tagesrundroute laufen will, kann beide Wege auch nett miteinander kombinieren. Alternativ ist die kurze Bahnfahrt zurück nach Bray ein kleines Goodie, das man für ein paar Euro ganz entspannt genießen kann.

Der Bray Cliff Walk ist nicht nur wegen der Aussichten auf die vorbeifahrenden Züge einer der schönsten Wanderwege an der irischen Ostküste. Foto: Sandra

Guter Ausgangspunkt für einen Irland-Urlaub ohne Auto im Westen: Ab nach Galway

Aber natürlich zieht es viele Irland-Reisende auch vor allem für die sensationellen Ausblicke am Wild Atlantic Way ins Land. Die irische Westküste gehört sicher zu den landschaftlichen schönsten Seiten des Landes, ist stellenweise aber auch besonders beliebt, wenn es um Reisen mit dem Mietwagen geht. Richtig schöne Basisstationen an der Westküste gibt es mit Donegal, Tralee oder Galway natürlich dennoch. Gerade Galway eignet sich nicht nur, weil hier sowohl Züge als auch Fernbusse sehr regelmäßig fahren, sondern auch wegen vieler Möglichkeiten von hier aus weitere Ausflüge zu machen. So starten unweit der Stadt etwa die Fährüberfahrten auf die rauen Aran Islands. Um auf die spärlich bewohnten Atlantikinseln westlich der Galway Bay zu gelangen, bringt einen von Galway aus erst ein Bus nach Rossaveel. Ab hier fahren täglich Fähren auf die Inseln.

Wer lieber am Festland bleibt, findet aber auch in Galway selbst einige spannende Erlebnisse. Unser Lieblingsausflug war neben den Entdeckungstouren in der Innenstadt ein Spaziergang in den Stadtteil Salthill. Ein Stück an einem Sportplatz und danach immer am Wasser entlang führt der Weg vom hübschen Hafenbecken mit bunten Häuschen im Hintergrund vorbei an weiten rauen Stränden, einem vorgelagerten Leuchtturm, einem unfassbar fotogenen Sprungturm mitten im Atlantik und einigen netten Einkehrmöglichkeiten an der Promenade. In Salthill befindet sich mit dem National Aquarium of Ireland auch eine schöne Option einen Regentag zu verbringen. Zurück in der Innenstadt von Galway spaziert man am schönsten durch das Latin Quarter mit vielen historischen Pubs oder am Ufer des Flusses Corrib entlang zur prächtigen Kathedrale.

Schöne Urlaubsbasis im irischen Westen: Von Galway aus lässt sich auch mit Bus und Bahn so einiges unternehmen. Foto: Sandra

Irland ohne Auto: Bei Ausflügen mit dem Bus mehr vom Land sehen

Und auch auf einige der eher abgelegenen Highlights muss man nicht verzichten, bloß weil man ohne Auto in Irland unterwegs ist. Dafür gibt es neben dem klassischen öffentlichen Busverkehr auch einige private Busunternehmen, die die Regionen mehrmals täglich abfahren. So hatten wir für unsere Reiseplanung in Donegal auf der regionalen Buslinie tolle Ausgangspunkte für Wanderungen an der Küste gefunden. Von Galway aus fahren außerdem Ausflugsbusse zu den spektakulären Cliffs of Moher oder der mystisch überwucherten Burgruine in Menlo am Ufer des Lough Corrib im Inland. Wer an der Westküste weiter südlich in Tralee oder etwas im Inland in Killarney seine Urlaubsbasis aufschlägt, kommt mit dem Bus auch schnell auf die Halbinsel Dingle, die tolle Möglichkeiten für Wanderungen und Erkundungstouren bietet.

Aber auch im Osten gibt es wahnsinnig viele Möglichkeiten, tolle Ausflüge mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu unternehmen. Unser Highlight war beim Irland-Urlaub mit Basis in Bray eine Bustour nach Glendalough. Die uralte Klosteranlage ist nicht nur eine der beeindruckendsten historischen Stätten Irlands, sondern liegt auch in einer besonders schönen Landschaft. Der gleichnamige Nationalpark heißt aus dem Irischen übersetzt “Tal der zwei Seen”, was die Sache ziemlich genau beschreibt. Vom Kloster aus folgt man mehreren Spazier- und Wanderwegen auf den Spuren des Heiligen Kevin, der die Klostersiedlung gründete, erst zum kleinen Lower Lake und von hier zum wesentlich größeren Upper Lake. Da uns vom letzten Teil der Wanderung alle Bilder verlorengegangen sind, übrigens unser Ort Nummer eins für einen erneuten Besuch.

Die Klostterruine in Glendalough vereint bei der Reise nach Irland klassisches Sightseeing und faszinierende Natur. Foto: Sandra

Soviel also zu den Vorbereitungen einer Reise durch Irland ohne Auto und dem ultimativen Beweis, dass das Land fantastisch ohne Mietwagen funktioniert. Mehr zur Umsetzung des Ganzen und unserer diesjährigen Winterreise durch Irland, lest ihr hier in wenigen Wochen.

Wart ihr schonmal mit oder ohne Auto in Irland unterwegs? Welches ist eure liebste Art zu reisen und welche Orte sind euch besonders im Gedächtnis geblieben? Verratet es mir in den Kommentaren!

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