Von Norddeich zu Norddorf: Wie die vergangenen Jahre meine Nordsee-Reiseziele geprägt haben

Jeder der mich kennt oder meinen Blog oder Instagram-Kanal schon eine Weile verfolgt, weiß: Meine Happy Places in Deutschland liegen ganz im Norden und ganz im Süden. Dabei hat sich gerade meine Liebe zum Norden in den vergangenen Jahren gewandelt. Eine Reise-Geschichte über Lieblingsinseln, Kindheitserinnerungen, Angst und neue Horizonte.

Damit aus meiner Rückkehr in den Norden Deutschlands die Vertrautheit von heute wurde, brauchte es drei Anläufe, einige Jahre Zeit und eine gute Portion Überzeugungsarbeit. Denn obwohl ich Ostfriesland, seine Küsten und Inseln als Kind wahnsinnig geliebt habe, zieht es mein Erwachsenen-Ich nun weiter nach Norden, wo die Insellandschaften – zumindest für mich – noch ein bisschen spektakulärer aussehen. Denn wenn ich irgendetwas in den vergangenen Jahre verstanden habe, dann dass Nordseeinseln so individuell sind, dass jede bestimmte Momente im Leben oder auch einen bestimmten Urlaubstyp besonders anspricht. In meinem Fall ist dieser Urlaubstyp eine Person, die im Urlaub selten stillsitzen kann, viel zu Fuß, mit dem Rad oder Bus unterwegs ist, stundenlang über Strand und Dünen spaziert und irgendwie dann eben doch den Job als Reisejournalistin immer mitnimmt und nach Geschichten und Motiven fürs Archiv sucht.

Meine drei prägendsten Reisen führten mich 2012 in meinen ersten Urlaub seit Beginn meiner Angststörung nach Langeoog, 2021 erstmals (und ein Stück weit gegen meinen Willen) nach Sylt und 2022 auf eine Recherche nach Amrum. Auf jeder dieser Reisen habe ich Momente erlebt, die mich zum Menschen von heute gemacht haben, Dinge über mich gelernt, mich weiterentwickelt. Und mich ein Stück weit auch jedes Mal wieder neu in die Gegend verliebt.

Was viele Orte an der Nordsee gemeinsam haben: Sie sind wie dieser Fleck in den Dünen auf Amrum ein Paradies für Wasser-, Wild und Zugvögel. Foto: Sandra
Was viele Orte an der Nordsee gemeinsam haben: Sie sind wie dieser Fleck in den Dünen auf Amrum ein Paradies für Wasser-, Wild und Zugvögel. Foto: Sandra

Kapitel 1: Ausbrechen aus alten Mustern – Was Langeoog zum perfekten Ort für eine Insel-Auszeit macht

Die abendlichen Strandspaziergänge während meines Spätsommerurlaubs auf Langeoog 2012 gehören zu den wenigen Momenten in meinem Leben, von denen ich noch heute ganz genau weiß, welche Musik ich auf den Ohren hatte, was mir durch den Kopf ging und wie sich das alles angefühlt hat – so prägend waren diese Tage am Strand. Es war mein erster richtiger Urlaub allein nach ersten kurzen Städtetrips und ein Stück weit eine Mutprobe, mithilfe derer ich herausfinden wollte, wie weit ich mit der Arbeit gegen meine Angststörung gekommen war. Finanziert vom ersten festen Job, mit An- und Abreise in je zwei Tagesetappen im Auto über Emden und Lüneburg.

Dass diese Reise mich ausgerechnet an die Nordsee führte, lag wohl ein Stück weit auch daran, dass die Festlandregion um Norddeich – soweit ich mich erinnern kann – vor meiner Angststörung der letzte Ort gewesen ist, an dem ich in meiner Kindheit auf Reisen glücklich und einigermaßen unbeschwert war. Zum Zeitpunkt der Reise 2012 hatte ich seit über zehn Jahren das Meer nicht gesehen und Langeoog war ehrlicherweise auch die größte Herausforderung, die ich mir in diesem Moment zugetraut hätte. Dabei hatte ich die Insel einigermaßen zufällig ausgesucht, weil die Fährverbindung eine flexible Anreise ermöglicht hatte und Ferienwohnungen bezahlbar waren. Und so eine autofreie Insel fand ich in dieser Zeit, in der ich selbst noch täglich aufs Auto angewiesen war, eigentlich auch recht charmant.

Im Spätsommer 2012 verbrachte ich erstmals seit langer Zeit wieder eine gute Woche an der Nordsee - auf Inselauszeit auf Langeoog. Foto: Sandra
Im Spätsommer 2012 verbrachte ich erstmals seit langer Zeit wieder eine gute Woche an der Nordsee – auf Inselauszeit auf Langeoog. Foto: Sandra

Urlaub an der Nordsee: Mit der Fähre und Inselbahn auf die autofreie Insel Langeoog

Und dafür, dass mein persönlicher Hintergrund die Reise damals zu so einer riesigen Herausforderung gemacht hat, könnte ich mir im Nachhinein eigentlich keinen besseren Ort für dieses Experiment vorstellen. Denn wenn man sein Auto erstmal am Festland-Parkplatz in Bensersiel abgestellt hat, bringt die Fähre die Gäste in gerade mal knapp über einer halben Stunde auf die Insel. Vom Hafen fährt man nochmal wenige Minuten mit der Inselbahn, um in den einzigen Inselort zu kommen, wo man von etlichen Strandzugängen eigentlich immer einen in unmittelbarer Nähe hat.

Hier gibt es neben Einkaufsmöglichkeiten für Selbstversorger auch viele Imbissbuden, was mir in einer Zeit, in der ich nur äußerst selten in Restaurants gegessen habe, sehr weitergeholfen hat. Und auch wenn ich manchmal Mühe hatte, meine Ferienwohnung zu verlassen, konnte ich im nahegelegenen Schwimmbad, beim Schnupperkurs der inseleigenen Tennisschule und am 14 Kilometer langen Strand, an dem ich mir einen Strandkorb reserviert hatte, einige Quality Time draußen verbringen.

Was damals – dem Wetter geschuldet – nicht geklappt hat, war die Sache mit dem Surfkurs, für den eigentlich immer zu viel Wind, zu wenig Wind, zu viel Wasser oder zu wenig Wasser da war, wann immer ich zur Surfschule kam – womit wir auch bei einer der spektakulärsten Outdoor-Aktivitäten wären, für die die Insel geeignet ist. Vor allem bei Kite-Fans ist Langeoog wahnsinnig beliebt und bietet am großen Surfstrand an der Westküste fantastische Bedingungen und viele Kurse. Vor allem mit dem Rad kann man die Insel mit ihren hübschen Naturlandschaften aber auch an Land ausgiebig erkunden. Und so gilt Langeoog für mich auch bis heute noch als einer der entspanntesten Orte, seinen Urlaub an der Nordsee zu verbringen.

Auf ganze 14 Kilometer Strand kommt Langeoog entlang seiner West- und Nordküste. Ideal für alle, die sich beim Spaziergang gern den Wind um die Nase wehen lassen. Foto: Sandra
Auf ganze 14 Kilometer Strand kommt Langeoog entlang seiner West- und Nordküste. Ideal für alle, die sich beim Spaziergang gern den Wind um die Nase wehen lassen. Foto: Sandra

Kapitel 2: Gegen alte Vorurteile – Welche Klischees Sylt als Nordsee-Reiseziel erfüllt

Als ich einige Jahre nach dem Langeoog-Urlaub meinen Partner kennenlernte, kam der Plan, aus dem Nordseeurlaub in Ostfriesland langsam mal eine kleine Tradition zu machen, nicht nur deswegen ins Wanken, dass wir gerade in den ersten Jahren gern und viel gemeinsam in den Bergen unterwegs waren, sondern vor allem deshalb, weil wir zwar beide unsere Kindheitsurlaube meistens an der Nordsee verbracht hatten, allerdings an Orten die unterschiedlicher kaum sein konnten. Felix Familie verbrachte ihre Urlaube häufig mit im Wohnmobil an der Küste Nordfrieslands oder in der Ferienwohnung von Bekannten auf Sylt, wir meistens auf dem Bauernhof irgendwo zwischen Emden und Norddeich. Inseln kannte ich nur von Tagesausflügen und Sylt hatte ich ohnehin immer als zu teuer und schischi abgeschrieben. Bis zu dem Tag im Frühjahr 2021 als wir erneut einen Spätsommerurlaub planten und Sylt uns nicht nur eine günstige, sondern ab Frankfurt auch einfach zu erreichende Möglichkeit bot.

Dass Sylt mir gleich im ersten Moment die Vorurteile genommen hat, lag damals an unserer Urlaubsbasis ganz im Süden der Insel im Hafenort Hörnum. Hier sind nicht nur die Preise von Ferienwohnungen in der Regel vergleichbar mit denen auf anderen Inseln oder Zielen am Festland, hier finden auch viele der Sylt-Klischees, die man aus dem Fernsehen kennt, nicht statt. Statt Feinkostketten gibt es einen sympathischen Fischladen mit eigenem Restaurant, eine urige Strandbar am nordwestlichen Ende des Spaziergangs entlang der Hörnum-Odde hat neben Aperol Spritz auch Hausmannskost auf der Karte. Viele Sylt-Reisende kommen hier im Süden meist nur bis zur Sansibar, die auf halber Strecke zwischen Rantum und Hörnum liegt, oder zum im Nordosten des Orts gelegenen Golfplatz.

Der Leuchtturm in Kampen ist eins der ikonischen Wahrzeichen der Insel Sylt, der Inselort allerdings schwer vom Luxustourismus geprägt. Foto: Sandra
Der Leuchtturm in Kampen ist eins der ikonischen Wahrzeichen der Insel Sylt, der Inselort allerdings schwer vom Luxustourismus geprägt. Foto: Sandra

Vielseitige Landschaften an der Nordsee: Meine Lieblingsorte auf der Insel Sylt

Für mich war diese ruhige und bodenständige Inselbasis der große Vorteil daran, so weit ab vom Schuss zu sein. Der Nachteil: Zu so ziemlich allen anderen Ausflugszielen auf Sylt ist man von dem 18 Kilometer südlich von Westerland liegenden Ort ebenfalls ein bisschen unterwegs. Dass es auf Sylt so viele unterschiedliche Landschaften zu sehen gibt, war nach den vielen Jahren Urlaub in Ostfriesland meine größte Überraschung, was jedoch auch ein bisschen daran liegen kann, dass in meiner Familie die Natur im Urlaub selten so im Vordergrund stand wie klassisches Sightseeing, Städtetrips oder Ausflüge in Freizeitparks.

Jedenfalls war ich von den vielfältigen Naturlandschaften sofort so beeindruckt, dass ich jederzeit auf die Insel zurückkommen würde, um Lieblingsorte wieder und wieder zu sehen. Zu meinen Highlights gehören das Morsum-Kliff, die endlos schönen Strände zwischen den Leuchttürmen am Lister Ellenbogen, die Braderuper Heide und die Dünenlandschaften in Hörnum, wo man an vielen Stellen mühelos an gleich drei Seiten das Meer sehen kann.

Der Leuchtturm in Kampen ist eins der ikonischen Wahrzeichen der Insel Sylt, der Inselort allerdings schwer vom Luxustourismus geprägt. Foto: Sandra
Einer meiner Lieblingsorte auf Sylt: Der Lister Ellenbogen ganz im Norden. Unweit von hier liegt schon im dänischen Handynetz der nördlichste Punkt Deutschlands. Foto: Sandra

Kapitel 3: Neue Lieblings-Reiseziele an der Nordsee – Zwischen Wald und Dünen auf Amrum

PRESSEREISE Gerade als ich mich damit abfinden wollte, dass Sylt mich damit wohl offenbar auf immer und ewig für andere Inseln versaut hatte, kam vergangenen Herbst die Möglichkeit um die Ecke, auf einer Recherchereise die nordfriesische Insel Amrum kennenzulernen. Amrum liegt direkt südlich von Sylt und ist vor allem für seinen teils über einen Kilometer breiten, feinen Strand – den Amrumer Kniepsand bekannt, der streng genommen eine der Insel vorgelagerte Sandbank ist und in manchen Statistiken deshalb gar nicht offiziell zur Gesamtfläche Amrums gezählt wird. Und Amrum hat mit einem Waldanteil von knapp 10 Prozent ein ganz eigenes Aussehen.

Was mich im ersten Moment auf Amrum begeistert hat, ist das riesige Netzwerk aus Bohlenwegen, was kreuz und quer durch die Landschaft führt. Dazu kommen tolle Pfade direkt durch die Dünen- und Waldlandschaften, an manchen stellen sogar beides auf je einer Seite des Weges. Für mich macht diese Vielfalt, gepaart mit der kompakten Größe und Form der Insel, Amrum zur vielleicht am besten geeigneten Nordseeinsel für meine Art Reisetyp – zur Erinnerung: Niestillsitzer, Workaholic, Öffi-Fan mit viel Spaß am Draußensein.

Neben dem feinen Sand des Amrumer Kniepsands, der hier die herrlichen Dünenlandschaften prägt, ist der Leuchtturm auf Amrum das große Wahrzeichen der Nordsee-Insel. Foto: Sandra
Neben dem feinen Sand des Amrumer Kniepsands, der hier die Dünenlandschaften prägt, ist der Leuchtturm auf Amrum das große Wahrzeichen der Nordsee-Insel. Foto: Sandra

Reiseziele an der Nordsee: Meine Lieblingsorte auf Amrum für Natur- und Outdoor-Fans

Bei unserem zweiten Besuch auf der Insel beeindruckt hat mich neben unseren vielen Spaziergängen durch Kniepsand und Dünen auch vor allem der Besuch des alten Seefahrerfriedhofs an der St. Clemens-Kirche im Hauptort Nebel mit etlichen kunstvoll geschmückten Grabsteinen und der Ausflug an den breitesten Kniepsand-Abschnitt der Insel in Wittdün. Von hier kommt man in wenigen Schritten zu einem Dünenwanderweg, der bei strahlend blauem Himmel jetzt schon zu meinen absoluten Reise-Highlights 2023 zählt. Und für alle, die jetzt mehr wissen wollen: Hier geht’s zu meiner Reportage über die Nordseeinsel Amrum.

Und welche sind eure liebsten Reiseziele an der Nordsee? Verratet es mir in den Kommentaren.

Die Pressereise wurde unterstützt von AmrumTouristik.

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