Das 49-Euro-Ticket an die Grenzen bringen: Mit der Bahn nach Belgien und in die Niederlande reisen

Das 49-Euro-Ticket ist nicht nur praktisch für alle die pendeln oder als Großstadtmenschen viel die Öffis nutzen: Auch zum Reisen kann das 2023 eingeführte Abo für den öffentlichen Nahverkehr in Deutschland eine echt gute Alternative sein. Über ein Experiment, das uns im Oktober nach Liège in Belgien und Maastricht in den Niederlanden führte.

Seit Einführung des 49-Euro Tickets – oder vielmehr schon seit im Sommer 2022 erstmals das 9-Euro-Ticket eingeführt wurde – hatte uns diese eine Idee beschäftigt. Was wäre wenn man sich einfach mal einen Tag Zeit nimmt und statt sonst mit dem Schnellzug einfach mal ausschließlich mit regionalen Bahnen in den Urlaub fährt? Wäre man genervt von den vielen Umstiegen, über Stunden verspätet, weil mehrere Bahnen eben auch mehr Risiko bedeuten, umgeben von etlichen Schulkindern die sich nach der Schule auf den Heimweg machen? Oder einfach nur mit kleinem Budget für ein paar Tage ganz woanders?

Nach einer echten Rekordzahl an Recherchetrips und einigen Monaten, die wir das Abo vorwiegend im Alltag in Frankfurt oder auf Recherchen und privaten Trips in anderen deutschen Großstädten, etwa in Hamburg, genutzt hatten, ergab sich im Oktober endlich die perfekte Gelegenheit für unser kleines Reise-Experiment. Ein freies Wochenende, einige zusätzliche freie Tage, die Idee nach Maastricht zu reisen und der Umstand, das sich das alles mit einem relativ neuen, vergleichsweise günstigen Hotel in der belgischen Stadt Liège (Lüttich) verbinden ließ.

Klassiker beim Sightseeing in Liège: Der Montagne Bueren. Hinter Hunderten Treppen liegt hier eine tolle Aussicht über die Stadt. Foto: Sandra

Reisen mit dem 49-Euro-Ticket: Von Frankfurt in viele Winkel Deutschlands

Nun haben wir mit Frankfurt als Basis grundsätzlich einen ganz entscheidenden Vorteil: der Frankfurter Hauptbahnhof ist nicht nur als Fernverkehrs-, sondern auch als Regionalbahnhof generell extrem gut angebunden, dazu liegt Frankfurt recht nah am Mittelpunkt Deutschlands. Das bedeutet, dass wir für unser Experiment bereits über mehrere Versionen einer möglichen Reise mit um die vier bis sechs Stunden Fahrzeit nachgedacht hatten. Hätten wir uns nicht für Belgien und die Niederlande entschieden, wäre so zum Beispiel auch ein Abstecher an die Französische Grenze in die Gegend von Freiburg möglich gewesen, einer Richtung Schweizer/Österreichisches Grenzland nach Konstanz oder Füssen oder eine Fahrt ganz in den Osten Bayerns, wo hinter Marktredwitz oder Weiden in der Oberpfalz Tschechien beginnt.

Dass es letztlich der Weg Richtung Belgien und die Niederlande wurde, der von Frankfurt aus über Koblenz oder Siegen und im Anschluss über Köln und Aachen führt, lag vor allem daran, dass unsere liebe Freundin Tanja uns als wir gerade in die Reiseplanung starteten von Maastricht vorgeschwärmt hatte. Froh über diesen Zufall waren wir am Ende dann tatsächlich aus mehreren Gründen. Zunächst war Liège als Urlaubsbasis um einiges vielseitiger als wir es uns vorgestellt hatten, dazu kommt, dass gerade die Strecken zwischen Mainz und Köln zu den schönsten Bahnstrecken überhaupt in Deutschland zählen. Und der letzte und wohl wichtigste Grund, der die Reise zum echten Low-Budget-Trip in Sachen Transport gemacht hat, ist dass neben dem 49-Euro-Ticket auch vor Ort noch ein überraschendes Ticket für Mobilität in der Region gesorgt hat.

Mit dem 49-Euro-Ticken nach Aachen und weiter nach Maastricht oder Liège reisen. In beiden Städten übernehmen außergewöhnliche Bahnhöfe die Begrüßung. Foto: Sandra
Mit dem 49-Euro-Ticken nach Aachen und weiter nach Maastricht oder Liège reisen. In beiden Städten übernehmen außergewöhnliche Bahnhöfe die Begrüßung. Foto: Sandra

49-Euro-Ticket-Trip nach Liège und Maastricht: Mit dem Euregio-Ticket low-budget über die Grenzen

Bei der näheren Recherche zur Region bin ich relativ schnell auf ein Ticket namens Euregio-Ticket Maas-Rhein aufmerksam geworden. Das ist neben der Region Aachen in Deutschland auch für die niederländische wie belgische Provinz Limburg sowie die südlich gelegene Provinz Liège gültig und kostet 20 Euro für den gesamten Tag. An Wochenenden sowie an deutschen, belgischen oder niederländischen Feiertagen fahren sogar zwei Erwachsene und bis zu drei Kinder für diesen Preis mit nur einem Ticket, was natürlich dazu geführt hat, dass wir unseren Ausflug nach Maastricht auf einen Samstag gelegt haben.

In Liège selbst hatten wir unsere Unterkunft in Bahnhofsnähe, was in der überschaubaren 200.000-Einwohner-Stadt bedeutet, dass ein Öffi-Ticket nicht zwingend erforderlich ist. Vom Bahnhof ins Stadtzentrum mit seinen vielen Restaurants, Sehenswürdigkeiten und dem charmanten Ausgehviertel Le Carré, das mich irgendwie ein bisschen an die Straßen und Gässchen in Dublin oder Belfast erinnert hat, sind es zu Fuß um die 20 bis 30 Minuten. Die Tatsache, dass sich während unseres Besuchs im Herbst ein Herbstrummel im Parc Avroy über knapp die Hälfte der Route erstreckt hat, machte den Weg zumindest an einigen Tagen besonders kurzweilig.

Auch außerhalb der Innenstadt von Liège, etwa im Stadtteil Outremeuse gibt es viel zu entdecken. Hilfreich dabei ist eine Stadtführer-App. Foto: Sandra

Mit dem 49-Euro-Ticket auf Reisen: Das sind unsere Tipps für Liège in Belgien

Mehr über unseren gesamten Reiseverlauf erzähle ich euch bei Gelegenheit nochmal separat in einem zweiten Blogbeitrag zu unserer 49-Euro-Ticket-Reise nach Liège und Maastricht, einige Highlights und Tipps für die beiden Städte stelle ich euch aber schonmal vor. Denn tatsächlich haben wir um einiges mehr Zeit in Liège verbracht, als wir es während der Reisevorbereitung geplant hatten. Direkt vom ersten Moment als wir am kunterbunten Bahnhof der belgischen Großstadt angekommen waren, hatte uns Liège nämlich immer wieder massiv überrascht. Das begann bei besagtem Rummel mitten in der Stadt, der uns mitten im Park gelegen ein wenig an den Frankfurter Wäldchestag erinnerte, führte über einige richtig gute internationale Restaurants bis zu einer kostenlosen Smartphone-App, die Besucher der Stadt mitnimmt auf eine kostenlose Stadtführung.

Zu den bekannten Highlights, die man bei einer Online-Recherche zur Stadt kaum übersehen kann, zählen etwa der Montagne de Bueren, auf den mehrere Hundert Stufen auf der wohl aussichtsreichsten Straße der Stadt führen sowie alle Orte, die an Georges Simenon erinnern, einen der berühmtesten belgischen Schriftsteller und Söhne der Stadt. Zu den kulinarischen Klassikern zählen in Liège die typischen Lütticher Waffeln (Gofres), die man in so ziemlich jeder Bäckerei und Patisserie der Stadt zu kaufen bekommt und – um bei gängigen Klischees zu bleiben – belgische Pommes und andere frittierte Spezialitäten, für die man dem Imbiss-Format Friterie einen Besuch abstatten kann. Dazu findet hier jeden Sonntag mit dem Wochenmarkt “La Batte” der größte und älteste Wochenmarkt Belgiens statt.

Klassiker beim Besuch von Liège in Belgien: Ein Besuch in einer Friterie. Foto: Sandra

Übers Wochenende mit dem 49-Euro-Ticket nach Liège und Maastricht reisen: Was du unterwegs erleben kannst

Eine gute dreiviertel Stunde mit dem Zug von Liège entfernt, liegt in der niederländischen Provinz Limburg, ebenfalls am Fluss Maas, die 122.000-Einwohner-Stadt Maastricht, die wir allein preislich nicht als vergleichbaren Geheimtipp zu Liège empfunden haben. Dennoch kämpft die Stadt mit ihrer schönen Altstadt, die in einer von Industrie geprägten Region liegt, weitaus weniger mit Overtourism als andere niederländische Städte, allen voran die Hauptstadt Amsterdam. Wer Maastricht mit dem Zug erreicht, den erwartet schon am Bahnhofsgebäude aus dem 19. Jahrhundert ein fotogenes Schatzkästchen, das sich stellenweise mehr anfühlt wie eine Kirche als ein Bahnhof.

Weitere Highlights in Maastricht sind neben den schönen Häuserzeilen und Brücken entlang der Maas auch das fotogene Stadtzentrum mit vielen Straßen und Gassen, der samstägliche Floh- und Wochenmarkt vorm historischen Rathaus, wo man Schallplatten und Antiquitäten stöbern und danach frischen Fisch essen kann. Der ausgefallenste Buchladen der Stadt liegt in einer beeindruckenden alten Dominikanerkirche.

Beim Bummel durch Maastricht finden sich alle paar Meter neue fotogene Ecken zwischen den prächtigen Altstadthäusern. Foto: Sandra

Low-Budget nach Belgien und in die Niederlande mit dem 49-Euro-Ticket: Unser Fazit und Ticket-Kosten

Und wie lief es jetzt wirklich mit der Anreise? Überraschend gut tatsächlich! Wie bereits vorhin erwähnt, halte ich die Zugstrecke zwischen Mainz und Köln stellenweise für eine der schönsten Bahnlinien, die ich in Deutschland je gefahren bin und wir haben uns sehr bewusst auf beiden Strecken für diese Route entschieden, auch weil auf vielen Abschnitten mehr als eine Bahn pro Stunde fährt, was die möglichen Auswirkungen von Verspätungen minimiert. Diese Rechnung ist aufgegangen und wir haben trotz einiger kleiner Probleme an beiden Tagen kaum sechs Stunden zwischen Frankfurt und Belgien gebraucht. Da wir außerhalb von Hauptreisezeiten unterwegs waren, waren die Züge auch allesamt recht entspannt und nicht überfüllt.

Insgesamt haben wir für unsere 5-tägige Reise mit dem 49-Euro-Ticket neben unseren jeweiligen Abos, die wir auch im Alltag extrem häufig verwenden, für zwei Personen gerade einmal etwas über 60 Euro ausgegeben. Diese setzen sich zusammen aus etwas über 20 Euro für die beiden Tickets, die ich auf dem Hinweg in der DB-Navigator-App von Aachen nach Liège gebucht hatte, 20 Euro für ein Euregio-Ticket für zwei Personen an einem Wochenendtag und nochmals genau 20 Euro am belgischen Ticket-Automaten am Abreisetag für zwei Tickets zurück nach Aachen.

Seid ihr auch schonmal mit dem 49-Euro-Ticket gereist? Wenn ja, erzählt mir doch mal von euren Routen und Erfahrungen in den Kommentaren.

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