Vom Wegfahren und Ankommen: Mein Reise-Rückblick auf 2023

Nach mehreren Jahren, die vor allem von Bücherrecherchen in und um Frankfurt geprägt waren, hatte ich mir für 2023 ein klares Ziel gesetzt: So viel unterwegs sein wie es irgendwie geht. Dabei herausgekommen sind vier turbulente Monate auf Achse, tausende Bilder, traumhafte Städtetrips und eine Perspektive aufs Leben, die sich irgendwie gewandelt hat.

Das berufliche Ziel, das 2023 mein Jahr bestimmen sollte, ergab sich irgendwann Ende Januar. Ich war gerade von meiner Recherche in Tirol zurückgekommen, auf der ich erstmals einen Heißluftballon bestiegen hatte, mit traumhaften Panoramen und Bildern aus den verschneiten Alpen im Gepäck und schnitt für Instagram ein Reel mit den schönsten Erlebnissen des Monats zusammen als mir die Idee kam, das Ganze zu einem monatlichen Ritual für meinen jährlichen Jahresrückblick zu machen. Zwölf Monate, zwölf Reels – das bedeutete natürlich auch zwölf Monate unterwegs.

Dabei hatte ich Anfang des Jahres allgemein eher noch eine überschaubare Anzahl Pläne, hatte ich mir doch für 2023 das Ziel gesetzt, meinen Arbeitsschwerpunkt nach sieben Buchprojekten in drei Jahren deutlich zu korrigieren, neue Kunden für eher kleinere Geschichten zu finden und meinen Schwerpunkt weg von Großprojekten vor der Haustür und hin zu internationalen Recherchen zu verlegen. Und so erstmals seit Beginn meiner Selbstständigkeit 2020 so richtig Reisereporterin zu sein.

Gleich vorab: Mein Plan ging auf und ich kam am Ende, alles in allem – privat und beruflich – auf gute vier Monate unterwegs und verwende die monatlichen Reels wie geplant in meinem Jahresrückblick. Dass das alles so gut geklappt hat, verdanke ich nicht nur wichtigen Kontakten auf der Berliner Reisemesse ITB im März, sondern auch einer großen Portion Glück und natürlich einer guten Portion Arbeit, die neben den vielen Recherchen zu erledigen war und mich dank neuer Kunden auch ins neue Jahr begleiten wird. Aber lest selbst…

Startpunkt vieler Reisen: Die meisten meiner Recherchereisen in diesem Jahr starteten nach wie vor am Frankfurter Hauptbahnhof. Foto: Sandra

Erste und letzte Reise in meinem Reisejahr 2023: Irland und Großbritannien

Der wohl häufigste Satz, den man als Reisejournalist:in zu hören bekommt? “Ach, du bist schon wieder im Urlaub?” Immer und immer wieder… Dabei ist es meiner Erfahrung nach in unserem Job eher umgekehrt, dass man selbst in Urlaub irgendwie nicht anders kann, als zu arbeiten, Archivfotos zu machen oder Social-Media-Content vorzubereiten. Und manchmal, wie nach unserer Reise nach Irland im Januar 2023 komme ich sogar mit Geschichten und Tipps für diesen Blog nach Hause. Dabei ist es bezeichnend, dass unsere erste und letzte Reise des Jahres uns beide auf die britischen Inseln führten, ein Fleckchen Welt, das schon lange bevor ich je eine der beiden Inseln betreten hatte, einen besonderen Platz in meinem Herzen hatte.

Und wir hatten sowohl in Irland als auch in England und Schottland die Möglichkeit, Altbekanntes mit neuen Entdeckungen zu verbinden. In Irland ging es – wie immer mit Bus und Bahn – quer durchs Land an die Südküste nach Cork und Wexford, mit Abstechern nach Dublin zu Beginn und Ende der Reise.

Für unsere Großbritannien-Reise vor Weihnachten hatte ich mir als Route eine Verbindung von Norden nach Süden gewünscht. Erst ein erster Besuch in der schottischen Hauptstadt Edinburgh, dann eine Rückkehr nach Birmingham, das ich schon immer einmal während der Weihnachtszeit besuchen wollte. Zum Abschluss unserer letzten Reise des Jahres ging es in meine Lieblingsstadt London für einige West End-Shows und einfach nur eine entspannte Zeit. Und gerade die letzte der beiden Reisen fühlte sich dank zu Hause gelassener Kamera dann doch irgendwie ein wenig wie Urlaub an.

Überraschung auf unserer Reise nach Irland im Januar: Irlands sonniger Süden (hier in Wexford) ist sogar im Winter einen Abstecher wert. Foto: Sandra

Reise-Rückblick 2023: Neue Länder und Regionen in meinem Reisejahr

Neben allem Altbekannten stand auf meinem Plan, das Jahr als Reisejournalistin voll auszukosten, natürlich auch, neue Orte und Länder zu bereisen – was ich auch ausgiebig getan habe. Neben der ersten Reise in die Niederlande seit meiner Kindheit standen als neue Länder auch Belgien, Schweden, Island und die zu Dänemark zählenden Faröer-Inseln auf dem Plan, was mich zum Ende des Jahres immerhin auf 13 bereiste Länder bringt.

PRESSEREISE Besonders gefreut, auch wenn es alles andere als lang war, hat mich im Vorfeld und Nachhinein mein erster kurzer Abstecher nach Schweden, den ich auf dem kleinen Kreuzfahrtschiff Vasco da Gama im Rahmen der von Nicko Cruises unterstützten Jahrestagung meines Reisejournalisten-Berufsverbands VDRJ erleben durfte. Im Rahmen einer Minitour von Hamburg nach Kiel hatten wir dort die Gelegenheit, für einen Tag durch Göteborg zu schlendern, einen ersten Eindruck von der Stadt zu bekommen und bei der Ausfahrt am Nachmittag die faszinierenden Schärengärten zu bestaunen.

PRESSEREISE Eine Region, die ich streng genommen bei meiner Reise 2023 bereits kannte, die aber durch ihre schiere Größe noch etliche neue Orte für mich bietet, war die Französische Atlantikküste. Hier ging es Anfang Oktober in den allernördlichsten Winkel an den südlichen Rand der Bretagne, wo wir einige Tage rund um Saint Nazaire und die Insel Noirmoutier unterwegs waren. Vor allem letztere hat mich so begeistert, dass ich mir vorgenommen habe, hier unbedingt nochmal einen Urlaub zu verbringen – und war möglicherweise eins der entspanntesten Reiseziele meines Jahres.

Trauminsel: Nur wenige Kilometer südlich der Bretagne liegt die kleine Insel Noirmoutier an der Französischen Atlantikküste. Foto: Sandra

Rückkehr an Lieblingsorte in der Nebensaison: Deutsche Nordseeküste und im Herzen Portugals

PRESSEREISE Nachdem meine Herbstrecherche im vergangenen Oktober zumindest fototechnisch Zeitweise dem Herbstwetter zum Opfer gefallen war, kam aus welchen Gründen auch immer der Plan auf, das ganze über meinen Geburtstag nochmal zu wiederholen. Dass der Mitte März wettertechnisch nicht viel besser lag… hätte auch in die Hose gehen können. Ist es zum Glück aber nicht! Wir nahmen also quasi direkt nach der ITB Zug und Fähre nach Amrum, was selbst vom taktisch gut gelegenen Frankfurt aus betrachtet eine kleine Weltreise ist. Und das ist in diesem Fall nichts Schlechtes: Vielmehr gibt einem die lange Anreise auf die Insel eine tolle Möglichkeit, schon unterwegs ein bisschen runterzufahren, und die ständig veränderten Landschaften an sich vorbeiziehen zu lassen. Mit dem Bus im Norden der Insel angekommen, ist man dann am idealen Ort, die faszinierenden Landschaften von Nordsee und Wattenmeer ihr Übriges tun zu lassen.

PRESSEREISE Ebenfalls ein – von fotografischer Seite betrachtet – nicht ganz ungefährlicher Abstecher in der Nebensaison war die Recherche in Portugal, die sich durch einen Kontakt während meiner letzten Reise im Jahr 2021 ergaben hatte und mich zwar in eine bekannte Region aber dennoch größtenteils an neue Orte führte. Der Schwerpunkt der Recherche lag auf der Region um Aveiro im Centro de Portugal. Die Stadt liegt nur wenige Kilometer von der Atlantikküste entfernt hinter der Ria Aveiro, einer faszinierenden Lagunenlandschaft, die wir sogar noch trotz Novemberwetter mehrfach mit dem Boot erkunden konnten. Besonders gefreut hat mich aber die Rückkehr in eine alte Lieblingsstadt: Coimbra. Da ich auf meiner letzten Recherche hier nur einen Nachmittag verbringen konnte, gab es hier einiges nachzuholen und näher anzuschauen – das letzte Mal hier gewesen sind wir aber ganz bestimmt nicht.

Nachgeholt: Nachdem ich mein Wanderhighlight auf Amrum vergangenen Herbst wegen Sturms abbrechen musste, holten wir die Tour im März nach. Foto: Sandra

Buchrecherchen um die Ecke im Reisejahr 2023: Unterwegs im Rhein-Main-Gebiet

Nachdem ich vergangenen Herbst mit einem Buchprojekt nicht ganz fertig geworden war und für Sommer 2023 bereits ein weiteres geplant war, hatte ich im Frühjahr 2023 genau das, was ich mir geschworen hatte nie wieder haben zu wollen: Zwei aktive Buchprojekte gleichzeitig… Dass ich das trotz einiger mentaler Hürden alles geschafft habe, verdanke ich neben meinem grandiosen Partner und den besten Redaktions- und Lektoratsteams der Welt vor allem meinen Freund:innen, die vor allem für die Wanderzeit in Rheingau und Taunus unermüdlich und (fast) bei Wind und Wetter wandern waren. Und mit etwas Abstand zu einer Zeit, in der ich mich nicht selten weit weg an spektakulärere Orte gewünscht habe, muss ich sagen, dass einige Orte, an die mich die Bücher geführt haben, doch zu meinen Lieblingsmomenten des Jahres zählen.

Das gilt auch für meine Fotostreifzüge durch Frankfurt, das nicht nur eine ideale Basis für meinen Berufsalltag als Reisejournalistin ist, sondern auch eine der schönsten Städte Deutschlands zum Leben, was viele, die die Stadt nur oberflächlich kennen überraschen wird. Für meine Frankfurt zu Fuß-Touren habe ich es mal wieder an einige der grünsten und abgelegensten Orte geschafft, gemerkt, wie überschaubar klein die Stadt sich doch anfühlen kann, und wie sehr oder wenig man sich hier in einer Großstadt fühlt, wenn man weiß wo man suchen muss. Das kommende Jahr markiert mein Zehnjähriges in Frankfurt, was die Stadt langsam mit Abstand zu dem Ort macht, an dem ich am längsten (durchgehend) gelebt habe – im Jahr vorher eine Liebeserklärung an sie herausbringen zu dürfen, war etwas ganz besonderes.

Wandern in Stadt und Natur: Für meinen Wanderguide in Rheingau und Taunus war ich von Herbst bis Frühjahr in der ganzen Region unterwegs. Foto: Sandra

Zwei Wochen Kreuzfahrt: Meine Rückblick aufs Reisejahr 2023

PRESSEREISE Eine Reise, zu der ich mich hier eher kurz halten will, da ich gerade mit einer dreiteiligen Serie dazu angefangen habe und auch bald ein Artikel dazu erscheinen soll, ist meine Kreuzfahrtrecherche im Spätsommer, die mich in den Nordatlantik über Island, die Faröer-Inseln sowie Großbritannien und Irland geführt hat. Dennoch darf sie als mein wohl mit Abstand größtes Reisehighlight des Jahres nicht fehlen. Die Besonderheit an dieser Recherche war nämlich vor allem ihre Länge. Da die Route durch die Lage der Häfen kaum abkürzbar war, musste ich nämlich volle zwei Wochen vom Schiff aus arbeiten.

Dass die Schreibtage eher kurz wurden, dafür sorgten die vielen Erlebnisse, die bei den täglichen Landtagen grandiose Recherchemomente geschaffen haben, dank derer ich mit mehreren Tausend Bildern auf meinen SD-Karten nach Hause gefahren bin und damit etliche Archivgeschichten in der Hinterhand habe. Wie ich an Bord einen Kochkurs bei der ehemaligen Assistentin der TV-Legende Julia Child belegte zum Beispiel oder wie ich auf einem der abgelegensten Orte in Irland landete, auf dem sich nie mehr als 50 Menschen gleichzeitig aufhalten dürfen.

Erstes Ziel auf meiner Kreuzfahrt-Recherche: Das isländische Örtchen Grundarfjörður, das für einiges an Naturschauspielen bekannt ist.

Reise-Rückblick auf 2023: Workations auf Mallorca und in Barcelona

PRESSEREISE Wer viel unterwegs sein möchte und trotzdem nicht ohne Arbeit auskommt (in meinem Fall finanziell und nervlich…), der muss unterwegs Mittel und Wege finden, beides zu kombinieren. Da kam mir die Einladung zu einer Workation-Pressereise auf einer mallorquinischen Finca im Frühjahr ganz recht. Und tatsächlich war die Woche in unserer kleinen Journalist:innen-WG eine wirklich lehrreiche Erfahrung für mich, die mich noch dazu zum ersten Mal auf die Lieblingsinsel der Deutschen gebracht hat – und mit Sicherheit nicht zum letzten Mal. Gemeinsam wohnten und arbeiteten wir auf einer Finca des Anbieters Fincallorca in der Nähe von Santanyi im Südosten der Insel und fuhren nach Feierabend oder an freien Tagen gemeinsam mit unserem Sunnycars-Mietwagen ins Blaue.

Und tatsächlich stand sowohl das mit der Journalist:innen-WG als auch die Sache mit der Workation in Spanien direkt wenige Wochen später zum zweiten Mal an, als ich das Glück hatte, gemeinsam mit einer lieben Freundin und Kollegin die City-Wohnung einer Freundin in Barcelona hüten zu dürfen. Mit meiner Erfahrung aus Mallorca schaffte ich es sogar, meine Zeit besser einzuteilen, und neben einiger Quality Time in der Stadt und auf Ausflügen auch meine Bücher durch Satz und Lektorat zu bekommen.

Heimat auf Zeit: Auf einer mallorquinischen Finca versuchte ich mich in “Workation” und kam auf den Geschmack. Foto: Sandra

Fazit zum Reisejahr 2023: Neue Lieblingsorte und Dankbarkeit

Was mir nach diesem Reisejahr 2023 vor allem bleibt? Eine dicke Portion Dankbarkeit und eine Riesenportion Vorfreude auf alles was die Zukunft bereit hält. Einige neue Reisen sind bereits in Planung, während ich fürs nächste Jahr auf Hochtouren an neuen Artikeln meiner Reisen der vergangenen Monate arbeite. Bereits sicher ist etwa eine Rückkehr nach Großbritannien und Irland, auch Frankreich steht eigentlich schon wieder fest auf meiner Liste sowie Abstecher zu Freundinnen nach Österreich und in die Schweiz. Und trotz einiger erster Pläne und To-Dos ist es eigentlich mein Plan, das neue Jahr im Vergleich zum letzten etwas ruhiger angehen zu lassen und mehr Auszeiten zu nehmen. Denn meine persönliche Challenge aus dem vergangenen Januar – mit den monatlichen Reisereels – war am Ende dann eben doch vor allem eins: harte Arbeit.

Und was waren eure Reise-Highlights 2023? Verratet es mir in den Kommentaren!

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