Manchmal da werden Recherchen im Alltag einer Reisejournalistin zum Abenteuer – etwa weil die Umstände dazu führen, dass man mal kurzerhand neben mehreren kürzeren Irland-Trips für einige Wochen nach Dublin zieht. So geschehen für meine aktuellste Neuerscheinung: den Marco Polo Outdoor-Guide Irland & Nordirland. Meine Highlights.
WERBUNG Als ich Ende September 2024 gemeinsam mit Felix und unseren Freunden in den Flieger Richtung Frankfurt steige, endet für mich das spannendste Kapitel meiner bisherigen Laufbahn als Journalistin und Autorin. Mehrere Wochen Langzeitrecherche in der Republik Irland als Finale eines ohnehin intensiven Recherchejahres, das mir etliche Herausforderungen und Möglichkeiten mit auf den Weg gegeben hat. Mein erster Roadtrip im Linksverkehr, mein erster Solo-Roadtrip (ebenfalls im Linksverkehr), meine erste Radtour durch die traumhaft schönen Bergwelten Connemaras, meine erste Erfahrung für mehrere Wochen bei einer Gastfamilie zu leben, meine ersten Brocken Irisch und meine erste Alpaca-Wanderung sind nur einige davon…
Der Grund für all das: Eine E-Mail, die im Januar 2024 in meinem Postfach landete und alle guten Vorsätze mal eben so aus dem Fenster schubste. „Wir suchen eine Autorin für einen neuen Outdoor-Reiseführer für Irland… Interesse?“
Natürlich hatte ich Interesse – und die Buchpause, die ich mir Monate zuvor auferlegt und schon in der allgemeinen Buchmesse-Euphorie für einen neuen kulinarischen Frankfurt-Führer gebrochen hatte, war ja streng genommen ohnehin schon über Bord geworfen. Es stand also außer einigem an Arbeit für andere Projekte, dem Plan, nebenher noch ein Drittel meines Körpergewichts zu reduzieren und insgesamt mein über und über chaotisches Leben wieder unter Kontrolle zu bekommen, nichts im Weg für ein unkompliziertes Jahr 2024.

Marco Polo Outdoor-Guide Irland & Nordirland: Die Recherche
Alles in allem verbrachte ich dann – auch dank einiger glücklicher Zufälle – tatsächlich mehrere Monate auf der irischen Insel. Und dank eines bislang eher schwachen Fotoarchivs konnte ich diese Zeit für den Outdoor-Guide auch gut brauchen. Der erste Aufenthalt war quasi privat ohnehin bereits geplant gewesen und führte Felix und mich über meinen Geburtstag und St. Patricks Day in den Südwesten in die Grafschaften Kerry und Cork, im April durfte ich meine liebe Kollegin Sabrina vom Outdoor-Blog Couchflucht als Fotografin auf einer Radtour begleiten. Danach reiste ich im Mai unmittelbar vor unserem ebenfalls längst geplanten England-Urlaub eine Woche für eine unterstützte Recherchereise durch Nordirland und hatte dort ein dermaßen volles Programm, dass die zuständige Kollegin von Tourism Northern Ireland sich regelmäßig erkundigte, ob alles okay bei mir sei.
Zu guter letzt fuhr ich an einem frühen Montagmorgen Ende Juli erneut zum Flughafen und stieg in den frühesten Flieger nach Dublin. Ein kurzer Rechercheauftakt in Kilkenny und Waterford im Südosten, eine erlebnisreiche Zeit am Stadtrand von Dublin, ein Besuch von Freundinnen aus Frankfurt, ein Roadtrip mit einer befreundeten Reisejournalistin aus Glasgow. Dann – gute sieben Wochen später – ein tränenreiches Wiedersehen mit Felix und der letzte Roadtrip des Jahres, das letzte Wochenende in Dublin. Das Ende einer Recherche wie es sie so wohl nie wieder geben wird.

Mein Outdoor-Guide zur Insel Irland: Highlights auf der ganzen Insel
Was von all dem bleibt, als ich das Buch in dieser Woche über ein halbes Jahr nach dem Abflug aus Dublin in Händen halte, ist das Gefühl, die Insel über die Recherchezeit noch etwas mehr ins Herz geschlossen zu haben als zuvor. Ein konstantes Gefühl von Heimweh, nach den Momenten an der Küste, der Boulderhalle in Dublin, in die ich meine Liebe zum Sport wiedergefunden habe, den Hunden meiner Gastfamilie, der etwas harschen Gegend im Westen der Stadt, wo meine innere Uhr irgendwann gelernt hat, wann ich loslaufen muss, um noch rechtzeitig einen ruhigen Moment auf der vierspurigen Landstraße zu erwischen, um vor dem eintreffenden Bus zur Haltestelle zu sprinten.
Geblieben ist auch das Gefühl, die Insel deutlich besser kennengelernt zu haben – auch wenn meine Liste an Neuentdeckungen für die nächsten Male eher länger als kürzer wird. Für ein persönliches Highlight für jedes der fünf Hauptkapitel des Buches reichen meine Geschichten aber natürlich problemlos. Aufgeteilt ist das Buch nach Regionen. Im Uhrzeigersinn begonnen bei der Region im Osten rund um Dublin, die sich bis zum Shannon ins Inselinnere zieht, zum Südosten, Südwesten, Nordwesten und natürlich der Region Nordirland. Hier braucht ihr übrigens neuerdings ein ETA zur Einreise, was allerdings die kleine Gebühr um ein Zehnfaches wert ist. Versprochen!

Outdoor-Tipp für Dublin: Spaziergang an die Irish Sea
Wir beginnen also wie das Buch in Dublin und dem Osten und müssen aufgrund meiner Liebe zur Stadt leider in der Hauptstadt bleiben und sie doch quasi verlassen. Die Frau schreibt wirres Zeug, mögt ihr jetzt vielleicht denken, aber ich verspreche: das Ganze ergibt Sinn… Mein Highlight liegt nämlich genau wie die irische Hauptstadt selbst am Meer, was allerdings von vielen Städtereisenden bis auf den obligatorischen Ausflug nach Howth in den allermeisten Fällen gänzlich ignoriert wird.
Ein Ausflug, der daran erinnert, ist das erste Kapitel, dass ich jemals als Highlight für das Buch konzipiert, geschrieben und nebst Bildern und Karte im Verlag abgegeben habe. Der Weg per Bus in den Vorort Sandymount und von hier zu Fuß weiter zur Great South Wall, der einst längsten Seebrücke der Welt. Die passiert man auch, wenn man mit der Fähre nach Dublin reist, und wenn man im Flugzeug günstig sitzt und die Wolken es zulassen, sieht man sie und den niedrigen, dafür knallroten Poolbeg Lighthouse an ihrem Ende auch bereits beim Anflug von Weitem. Gute zwei Kilometer im Meer, und doch einen eher einfachen Spaziergang von der Stadt entfernt.
Zum ersten Mal waren wir hier übrigens auf einer Irlandreise im Winter an einem Nachmittag Januar, als Wind und Wellen peitschten und neben der Dämmerung auch leichter Regen einsetzte. Für die Buchfotos ging es spontan an einem freien Vormittag zurück an diesen besonderen Lieblingsort.

Unterschätzte Strände: Irlands Südosten im neuen Outdoor-Guide
Mein Highlight im Südosten liegt unweit der Stadt Waterford, die sich als älteste Stadt Irlands vermarktet und bereits von Wikingern gegründet wurde. Und die Küstenregion etwas südwestlich von hier wurde bereits am zweiten Tag meiner Langzeitrecherche zu einem meiner Lieblingsorte auf der ganzen Insel. Im Rahmen anderer Projekte hatte ich nämlich bereits mehrere Male über den Unesco-Geopark Copper Coast berichtet, der vor allem in Listen von Insider-Tipps immer wieder unter die schönsten irischen Insider-Tipps gezählt wird. Grund genug, sich die Gegend auch selbst mal etwas näher anzuschauen und zu sehen, ob die Strände und Klippen auch das Zeug zum Marco Polo-Highlight haben.
Die klare Antwort darauf: Sie haben! Und dafür, dass ich mitten in den irischen Sommerferien unterwegs und der große Strand von Bunmahon gut besucht war, bewahrheitete sich die Sache mit dem Insider-Tipp schon nach wenigen Metern, die ich mich vom Badestrand hinterm Campingplatz entfernte und dem schmalen Pfad zur Nachbarbucht Trá na mBo folgte, wo ich bis auf vereinzelte Ausflügler komplett allein war. Hier zeigen sich die faszinierenden Felsformationen, für die die Copper Coast seit einigen Jahren als Schutzgebiet gilt besonders anschaulich und spannend und von einer benachbarten Klippe hat man einen grandiosen Rundum-Ausblick auf Landschaft und Meer.

Faszinierender Nationalpark Burren – Outdoor-Abenteuer in Irland
Die einzige „Kleinigkeit“, die mich am Endprodukt meines Outdoor-Guide zur Irland und Nordirland stört: die Cliffs of Moher auf dem Cover. Und ja: Die Klippenlandschaft ist ganz ohne Frage spektakulär und einer der schönsten Orte der Insel. Doch das was Reisende und Influencer, Bustouristen und Express-Roadtripper hier seit einigen Jahren veranstalten, sorgt dafür, dass der Küstenabschnitt an der Westküste für mich zu den Orten zählt, die ich wenn ich die Möglichkeit habe, lieber vermeide. Stattdessen ging es beim Roadtrip mit meiner Freundin und Lieblingskollegin Sarah zum Wandern in den direkt nebenan gelegenen Burren. Und an einem herrlichen Sommertag Ende August trafen wir in mehreren Stunden, die wir die Karstlandschaft Richtung Mullaghmore-Gipfel durchstreiften, so ziemlich keine Menschenseele.
Auf der Insel, die den Spitznamen „Grüne Insel“ trägt, sticht der von Grautönen geprägte Burren mit seinen faszinierenden Fossilien, einigen Seen und spärlichem Bewuchs ohne Frage heraus. Das zeigt bei unserem Ausflug auch Sarahs Reaktion, die durch die schottischen Highlands um die Ecke ja einiges an Naturschönheit gewöhnt ist und trotzdem direkt in Begeisterungsstürme ausbricht, als sich erstmals hinter ein Kurve die Karstlandschaft vor uns öffnet. Unterwegs zum Gipfel der kleinen Ergebung mitten im Nationalpark wechseln sich dann schmale und breite Pfade und kleinere Kletterpartien über Felsen miteinander ab – familientauglich ist die dennoch leichte Tour mit etwas Übung und Spaß am Draußensein aber allemal.

Mein Marco Polo Outdoor-Guide Irland: Auf den Spuren von Queen Maeve
Die wohl einprägsamste Geschichte, die man sich über die sagenumwobene Kriegerin Maeve erzählt, liegt unter unzähligen Steinen begraben. Queen Maeve’s Cairn heißt der Steinhügel auf dem Gipfel des Bergs Knocknarea unweit von Sligo, der je nach Laufrichtung recht weit am Anfang oder Ende der Rundtour des Queen Maeve Trail liegt und der Legende nach der Ort sein soll, wo Maeve begraben liegt. Aufrecht, mit Schwert in der Hand und dem Blick fest in Richtung Ulster gerichtet, wo zu Lebzeiten ihre Feinde lauerten.
Auch wenn Einiges an wissenschaftlichen Funden die Legende heute in Zweifel zieht: Wenn man hier oben steht vor der beachtlichen jahrtausendealten Grabstätte, einer der größten der Insel noch dazu, ist man doch ein bisschen versucht, der Sache zu glauben – genau wie an die Gerüchte, dass die Wanderer, die hier kichernd auf dem Hügelgrab rumturnen und munter Steine von A nach B schieben, sich eventuell bald mit einem Fluch konfrontiert sehen könnten.
Dabei ist der Blick auf den Grabhügel ohnehin am schönsten mit etwas Abstand zu genießen, wofür sich auch immer mal wieder ein Blick über die Schulter lohnt. Was die Route, die Felix und ich ganz in Ruhe an einem herrlich sonnigen Septembertag gewandert sind, noch ausmacht, sind die Ausblicke über die Sligo Bay, zum ikonischen Gipfel des unterwegs sichtbaren Tafelbergs Benbulben und der ikonische Bohlenweg, der immer wieder als einer der schönsten der Insel gelistet wird. Und dass auch Maeve’s Geschichte entlang des Rundwegs eine Rolle spielt, dafür sorgen etliche Infoschilder, die auf der einen Seite von der Welt der Legendengestalt erzählen, auf der anderen von den heimischen Tieren und Pflanzen, auf die man unterwegs so trifft.

Neue Lieblingsstadt in Nordirland: Auf Sightseeingtour in Derry
Hinter der nordirischen Hauptstadt Belfast, die für die Titanic und bunte Partyviertel bekannt ist, ist die deutlich kleinere Stadt Derry im Westen der Region noch immer eher ein Geheimtipp – auch wenn natürlich die Derry Girls in den letzten Jahren ihren Teil zu ihrer größeren Bekanntheit beigetragen haben. Und wenn ich ehrlich bin, hatte auch mir die Serie, die ich erst wenige Wochen vor meiner ersten Reise nach Nordirland zu Ende geschaut hatte, einige Erwartungen mit auf den Weg gegeben. Erwartung von einer Stadt voller Geschichte und Anekdoten, ein bisschen düster, ein bisschen ernst, aber mit grandiosen Ausblicken. Eine Stadt, von der ich schon ziemlich sicher wusste, dass ich mich Hals über Kopf in sie vergucken würde.
Tatsächlich hat Derry mich am Ende dann aber gleich aus mehreren Gründen doch noch überrascht. Durch den Ausflug, den ich mit der Schwester einer lieben Freundin ins Grüne und zum höchsten nordirischen Wasserfall gemacht habe, durch den Spaziergang vorbei an den vielen Murals im Stadtteil Bogside außerhalb der Stadtmauern, durch die grandiosen Fotoperspektiven, die einem die Peace Bridge selbst vor grauem Himmel ermöglicht. Und der Umstand, dass ich beim letzten Mal nur wenige Stunden hatte, um das alles zu genießen, führt auch dazu, dass wir für unsere Rückkehr auf die irische Insel in diesem Jahr Derry als eins unserer wichtigsten Basislager verwenden werden.
Mein Marco Polo Outdoor Guide für Irland und Nordirland ist ab sofort bei den Buchhändlerinnen und Buchhändlern eures Vertrauens erhältlich. Ich wünsche euch ganz viel Spaß auf euren eigenen Erkundungstouren.