First Impressions Frankfurt (Teil 1): Mini-Städtetrip am Main

Wer gerne Mal unterwegs ist, erlebt immer mal wieder Momente, die einem die Möglichkeit bieten, während einer kurzen Wartezeit neue Orte kennenzulernen. Bis die nächste Bahn kommt, der Flieger geht oder einfach nur die Reise weiter. In meiner Serie First Impressions gibt es Tipps, was ihr in verschiedenen Städten in drei, fünf und sieben Stunden erleben könnt. First up: Meine Wahlheimat Frankfurt am Main – im Schnelldurchgang.

Im Vergleich zu etlichen anderen Großstädten in Deutschland hat Frankfurt – meine Erfahrung – jede Menge Potenzial fürs Missverstandenwerden. Kriminalstatistik, Einwohnerzahl, sonstige Klischees, Frankfurt weckt bei so ziemlich jedem Erstbesucher Erwartungen – die sich, wenn man die Stadt erstmal ein wenig auf eigene Faust erkundet, in den meisten Fällen schnell selbst widerlegen.

Beweisen lassen kann sich das im Übrigen auch jeder, der hier nur für ein paar Stunden zwischenlandet, weil am nächsten Tag ein Flieger oder in ein paar Stunden ein Zug zu erwischen ist: Die Inspirationen dazu, die findet ihr hier. Startpunkt für jede der fiktiven Ministadttouren ist der Haupteingang des Hauptbahnhofs ganz in der Nähe der Gepäckschließfächer.

Frankfurt am Main für ganz Eilige: 2 Stunden Ministadttour

Wer für kaum mehr als zwei Stunden Zwischenstopp in Frankfurt ist, mag vielleicht versucht sein, sich einfach in ein Café oder Restaurant in Bahnhofsnähe zu setzen, statt groß auf Stadterkundung zu gehen, aber gerade bei schönem Wetter wäre es ja streng genommen verschenkte Zeit. Drum: Snack auf die Hand gekauft und nichts wie raus, die City wartet.

In Sachen Klischees hat vom Frankfurter Bahnhofsviertel vermutlich jeder ein Bild, dessen Realitätsnähe, je nach Straße, Tageszeit und individuellem Moment mal größer und mal kleiner sein kann. Zu verleugnen ist das Image des Bahnhofsviertels – mit Drogen, Rotlicht, Schmuddelecken – sicher nicht… Zumindest nicht komplett.

Zwischen Bahnhofsviertel und Innenstadt stehen die berühmten Wolkenkratzer der Frankfurter Skyline, die wir auf der Tour von Weitem und aus der Nähe passieren. Foto: Sandra

Meine Erfahrung nach acht Jahren in der Stadt ist aber auch, dass Angst und Vorurteile hier trotzdem eigentlich fehl am Platz sind und keiner beim Durchqueren des Viertels in Panik ausbrechen muss. Das Bahnhofsviertel gehört schließlich zu den Orten der Stadt, wo zu jeder Tages- und Nachtzeit am meisten Menschen unterwegs sind – jeden Dienstag und Donnerstag wird die Kaiserstraße gegenüber des Bahnhofseingangs sogar zur vielseitigen Marktmeile.

Frankfurt am Main in zwei Stunden: Ab ans Wasser

Die nächstgelegene Sehenswürdigkeit ist von hier aus der Main, den du, sobald du an der Ecke Kaiser-/Moselstraße rechts abbiegst schon fast sehen kannst. Am Flussufer angekommen geht’s auch direkt auf eine der 21 Brücken, die mit Fuß- und Radwegen, Straßen und Schienen “Hibbdebach und Dribbdebach” verbinden. So heißen auf hessisch die beiden Mainseiten der Stadt. Tipp zur Orientierung: Hibbdebach ist der Teil Frankfurts, den du über den Holbeinsteg nun verlässt. Es geht auf einen Miniabstecher in eins der schönsten Frankfurter Viertel: Sachsenhausen.

Und das siehst du auf der Strecke über Nebenstraßen, die Museumsufer und Schweizer Platz verbinden, von einer Seite, die die meisten Touristen nicht zu sehen bekommen. Prächtige alte Stadthäuser zeugen von einem Stadtteil mit überraschend viel historischer Bausubstanz. Während in der Innenstadt nördlich des Mains ganze Straßenzüge nach Kriegsende nachgebildet oder neugebaut wurden, bekommt man hier im Süden ein ganz eigenes Feeling für Frankfurt. Unweit vom Schweizer Platz kannst du dir in einem der vielen Cafés noch einen Kaffee to go organisieren, es geht nun endlich an einen Ort, der klischeehafter kaum sein könnte.

In der Innenstadt angekommen, gibt es als Sightseeing-Klassiker zum Beispiel den Römerberg. Foto: Felix

Mini-Städtetrip in Frankfurt am Main: Tipps fürs Sightseeing

Es geht ins Bankenviertel und zwar mittenrein in die Hochhausschlucht auf der Neuen Mainzer, wegen der so viele Nicht-Frankfurter die Stadt gerne mal als “Mainhattan” bezeichnen. Gleich vorweg, das Gefühl sich statt am Main am Hudson River aufzuhalten, hält hier gerade mal ein paar Meter lang an, es ist aber trotzdem immer wieder etwas Besonderes, als Zwerg unter den vielen Wolkenkratzern zu stehen. Von hier aus geht’s zurück auf die Kaiserstraße und dann geradewegs Richtung Innenstadt. Ab hier kannst du, je nach Zeit, Lust und Interessen ein bisschen Sightseeing einplanen, denn zu tun gibt es hier auch spontan genug. Einige Beispiele für Frankfurt Klassiker:

Ausflugstipps für deinen Kurzabstecher in Frankfurt am Main
Abstecher in die Kleinmarkthalle:
In der Markthalle, die in den 50er-Jahren wieder aufgebaut wurde, werden an knapp 150 Ständen frische Lebensmittel, Gewürze, bunte Blumensträuße und vieles mehr verkauft.
Geschichtsstunde in der Paulskirche:
In dem ehemaligen evangelischen Kirchengebäude traf sich 1848 erstmals ein deutsches Parlament. Eine kostenlose Ausstellung führt in den historischen Kuppelsaal.
Eis oder Glühwein am Römerberg:
Der Römerberg, benannt nach dem Frankfurter Rathausgebäude Römer, ist das Herz der Altstadt und damit einer der meistbesuchten Orte der Stadt.
Skyline-Selfie am südlichen Ende des Eisernen Stegs:
Direkt vom Römerberg aus gelangst du auf einen weiteren Fußgängersteg über den Main, der nicht nur für seine Liebesschlösser Bekanntheit erlangt hat. Seine Südseite ist der beliebteste Ort für Selfies in Frankfurt.
Shopping auf der Zeil:
Geschäftigeres Treiben als zwischen Haupt- und Konstablerwache herrscht laut Statistik nur in ein paar anderen Fußgängerzonen in Deutschland.
Zeitreise in der Neuen Altstadt:
So manche kritische Stimmen bezeichnen die in den letzten Jahren nach historischen Zeugnissen wiederaufgebaute Neue Altstadt als “Disneyland”: Ob das nun gut ist oder schlecht, bleibt dir überlassen.
Aussicht genießen vom Turm des Doms:
Im Frankfurter Dom wurden viele Jahrhunderte Kaiser gekrönt, und doch war es ihnen wohl nicht vergönnt, die majestätische Aussicht über die Stadt zu genießen, die du heute über knapp 300 Stufen erreichen kannst.

Genug von der Stadt gesehen oder unterwegs glatt die Zeit vergessen? Dann muss zurück zum Hauptbahnhof doch glatt ein bisschen getrickst werden. Über den U-Bahn-Abgang in der Neuen Altstadt geht es in die U4 oder U5 zurück zum Hauptbahnhof. Ein Kurzstreckenticket gibt’s am Automaten oder über die RMV-App.

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