Ein Drittel Portugal: 5 Gründe für einen Besuch im Alentejo

Neben der Küstenregion Algarve ganz im Süden und der Metropolregion um die Hauptstadt Lissabon im Westen macht die Region Alentejo den größten Teil der südlichen Hälfte von Portugal aus. Besonders an ihm ist seine von Weinbergen und Korkeichen geprägte Landschaft, die zu den am dünnsten besiedelten Regionen Westeuropas gehört und eine relativ neue Besucherattraktion an der Grenze zu Spanien.

PRESSEREISE Zwischen der Metropole Lissabon und der Schnellstraße IP7, die kerzengerade ins Hinterland führt, liegt neben einer guten Dreiviertelstunde Zeit auch die Fahrt über eine der schönsten Brücken des Landes – egal für welchen Weg über den Tejo du dich auch entscheidest. Über Süden führt mit der Ponte 25 de Abril eine der längsten Hängebrücken für Auto- und Schienenverkehr raus aus der Stadt, über Südosten, unweit des Flughafens, mit der Ponte Vasco da Gama eine 17 km lange Expo-Attraktion in Sachen Ingenieurskunst. Über beide geht es noch wenige Kilometer durch die Region Lisboa, bevor man die Grenze zu einer vielfach unterschätzten Region des Landes überquert.

Der Alentejo erstreckt sich von der portugiesischen Atlantikküste im Westen bis zur spanischen Grenze im Osten und ist mit seinen rund 31.500 Quadratkilometern so ziemlich genau ein Drittel der Landesfläche Portugals (die Inseln nicht eingerechnet). Grund eins, der die Gegend besonders macht, ist dass hier trotzdem keine 8 Prozent der Einwohner Kontinantalportugals leben und die Gegend damit zu den ruhigsten des Landes gehört. Das Leben spielt sich in den Städten ab, in Évora, Beja, Portalegre, Elvas und Sines, die meisten Orte dazwischen kommen gerade mal auf wenige Hundert oder in Ausnahmefällen Tausend Einwohner:innen. Was du im Alentejo deswegen fast häufiger siehst als Menschen sind Anzeichen für die großen drei Landwirtschaftszweige der Region: Weinberge, Olivenhaine und mächtige Korkeichen zwischendrin.

Darum lohnt sich ein Ausflug in die Region Alentejo (Portugal):

  • Schlendern im UNESCO-Weltkulturerbe Évora
  • Zeitreise im Mittelalterstädtchen Monsaraz
  • Kulinarische Spezialitäten probieren direkt beim Erzeuger
  • Sternegucken im Dark Sky Reserve
  • Entspannte Tage an Strand und Klippen am Atlantik

5 Highlights im Alentejo: Die Entstehung von Genussmomenten

Gerade weil die Landwirtschaft im Alentejo so eine riesige Rolle spielt, ist hier der perfekte Ort für alle, die Portugal so richtig schön kulinarisch auskosten wollen. Kaum in einem anderen Winkel des Landes gibt es so eine Vielfalt an frischen Produkten, die zur Verarbeitung gerade einmal wenige Kilometer zurücklegen müssen. An der Küste frischer Fisch und Meeresfrüchte, im Inland Wein, Olivenöl, Brot, Wurst und frisch hergestellter Käse. Aus dem entstehen vor allem rund um die Hauptstadt der Region, Évora, kleine Käsekuchen-Pasteten, die man Queijadas nennt. In herzhafter Form gehören Eintöpfe, Suppen und Gazpachos zu den Spazialitäten der Region, genau wie Geflügelpasteten und das Fleisch der einheimischen schwarzen Alentejo-Schweine (Porco Preto).

Wein und Oliven wachsen auf dem riesigen Gelände der Herdade de Esporão in der Nähe von Reguengos de Monsaraz. Foto: Sandra

Das zu probieren ist die eine Sache, alles entstehen zu sehen die andere. Du solltest deshalb unbedingt eine der vielen unterschiedlichen Möglichkeiten nutzen und neben einer ausgiebigen Probiertour der lokalen Produkte, beim ein oder anderen Produzenten hinter die Kulissen zu schauen. Das geht von kleinen Unternehmen im Familienbesitz bis hin zu einigen der größten Betriebe der Region. Ein großes Weingut, von dem man mit Glück und einem portugiesischen Spezialitätenladen um die Ecke auch in Deutschland Produkte bekommen kann, ist die Herdade de Esporão, auf deren Gelände ein eigener Stausee für die Bewässerung da ist. Auf Englisch kannst du hier sowohl Führungen durch die Weinproduktion machen als auch durch den Teil des Betriebs, in dem die verschiedenen Olivenöle entstehen.

Etwas kleiner und intimer ist etwa die Führung, an der ich im Weingut Adega José de Sousa teilnehmen durfte, wo zum Teil noch nach jahrtausendealter Tradition gearbeitet wird. Ein Teil der Weine, zum Beispiel die Sorten Puro Talha, fermentieren und reifen hier in riesigen Tonkaraffen, die schon seit Jahren nicht mehr nachproduziert werden. Das sorgt für einen ganz eigenen Charakter, der durchaus unter Weinkennern und all denen, die es werden wollen, polarisieren kann. Probieren musst du sie falls du hier bist auf jeden Fall und auch die Führung durch Produktion und Karaffenraum lohnen sich wirklich..

5 Highlights im Alentejo: Der Küsten-Naturpark zwischen Algarve und Lissabon

Mein nächstes Ziel im Alentejo nach den Tagen auf Pressereise im Hinterland im vergangenen Spätsommer wird vermutlich in einem der nächsten Monate ein Abstecher an die Küste, die stellenweise zu den schönsten des Landes gehören soll. Mit ein Grund dafür ist der Küsten-Naturpark “Parque Natural do Sudoeste Alentejano e Costa Vicentina”, der auch noch den südwestlichsten Küstenbereich der Algarve (auf Höhe Sagres) mit einschließt. Zum Naturpark gehören etwa die Küstenstädte Sines und Odemira sowie Orte wie Zambujeira do Mar mit Steinklippen und hübschen Strandabschnitten sowie historischen Fischerorten wie Comporta und Carvalhal.

Im Mittelalterstädtchen Monsaraz im Schatten einer uralten Burg leben heute gerade einmal noch ein paar Hundert Menschen. Kleine Anmerkung: Die Zelte, die du links unten siehst, gehörten zu einem Event und stehen hier normalerweise nicht. Foto: Sandra

5 Highlights im Alentejo: Mittelalter trifft Neuzeit in Monsaraz

Mein persönlicher bisheriger Lieblingsort im Alentejo (und womöglich sogar in ganz Portugal) und damit auch einer meiner Lieblings-Reisetipps für 2022 ist das Mittelalterstädtchen Monsaraz mit seiner historischen Burg, niedrigen weißen Häuschen, scharfkantigem Kopfsteinpflaster aus Schiefer und schier unglaublichen Ausblicken auf die teils savannenartigen Landschaften des östlichen Alentejo sowie über den riesigen Alqueva-Stausee, der hier teilweise die Grenze zu Spanien bildet und den perfekten Kontrast zur jahrhundertealten Stadt herstellt.

Denn auch wenn der See wirkt, als wäre er schon immer hier gewesen, ist er gerade einmal etwas älter als 20 Jahre. Der See, der bis in frühen 2000er als Stausee des Flusses Guadiana von Menschenhand angelegt wurde, dient nicht nur zur Stromerzeugung und Bewässerung der umliegenden Gebiete, sondern auch als Naherholungsgebiet. Hier kannst du wandern, radfahren, Kanu, SUP und Wasserski fahren oder dir sogar für deinen Urlaub ein Hausboot mieten.

5 Highlights im Alentejo: Städtetrip ins Unesco-Weltkulturerbe Évora

Viel gruseliger als der Besuch der Capela dos Ossos in Évora kann das Sightseeing in Portugal kaum werden. Kaum hast du die kleine Kapelle im Zentrum der Hauptstadt des Alentejo durch einen verwunschenen kleinen Garten betreten, hältst du erstmal automatisch den Atem an und traust, obwohl du eigentlich wusstest worauf du dich einlässt, dann eben doch deinen Augen nicht. Die Kapelle dekorieren nämlich statt, wie andernorts üblich, Schnitzkunst, Gold und Stuck menschliche Schädel und Knochen – und zwar mehrere Zehntausend davon.

Als größte Stadt im Alentejo ist Évora mit seiner historischen Bausubstanz einer der wichtigsten Anlaufpunkte für Tourist:innen in der Region. Foto: Sandra

Einzigartig und besonders wird Évora aber auch, wenn man von dem morbiden Kuriosum in seiner Innenstadt absieht. Neben baulichen Spuren aus der Zeit vor mehreren Jahrhunderten, als sich noch die portugiesischen Könige in Évora wählen ließen, gehen die gut erhaltenen historischen Überreste zurück bis weit in die Römerzeit, wofür die gesamte Innenstadt auch als Unesco-Weltkulturerbe ausgezeichnet ist. Es gibt die Überreste eines Tempels sowie eines römischen Aquädukts, wer genau hinschaut, sieht wie heute noch Teile der Stadt auf römischen Fundamenten stehen.

Für deinen Besuch in Évora kannst du aber auch ruhig mehr einplanen als reines Sightseeing. Die Straßen, Plätze und Gässchen des lebendigen Städtchens sind ganz herrlich für einen Stadtbummel geeignet und in vielen Restaurants und Bistros kannst du bis spät abends im milden Klima des östlichen Alentejo draußen sitzen. Schön fürs Urlaubsfeeling ist auch eine Runde Schlendern im Jardim Público de Évora, einem herrlich bunten Park direkt am Rande des Stadtzentrums.

5 Highlights im Alentejo: Nachthimmel-Kino im Dark Sky Reserve

Etwas östlich der Stadt, zurück in Richtung Monsaraz zeigen sich die Vorteile des dünnbesiedelten Landesteils dann besonders anschaulich bei Nacht. Rund um den Ort Alqueva, nach dem der Stausee benannt ist, den wir von Monsaraz aus schon so schön von oben gesehen haben, wird es nachts nämlich so richtig schön still – und vor allem: dunkel. Dank minimalster Lichtverschmutzung in der Grenzregion kurz vor Spanien wirbt die Gegend als weltweit erste Destination für “Starlight Tourism” für sich und hat auf einer Website zum UNBEZAHLTE WERBUNG/VERLINKKUNG Alentejo als Dark Sky Reserve viele Reisetipps zusammengestellt.

Warst du auch schonmal im Alentejo oder auf der gegenüberliegenden Seite der Grenze, den spanischen Regionen Extremadura oder Andalusien unterwegs und hast gute Tipps für Reisezeit, Aktivitäten oder Stopps für Sightseeing? Dann schreib mir doch in den Kommentaren!

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